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Archiv-Artikel

Häkeln muss sich lohnen

BÖRSE In Pankow werden selbst gemachte Dinge und Dienstleistungen mit Mesonen getauscht

In einem komischen, blau gestrichenen Mehrzweckraum fragt eine Stimme: „Wie viel willst du dafür?“ – „Gib mir fünf Mesonen, das reicht“, kommt die Antwort. An der Decke eine Diskokugel; die Sonne dringt nicht durch die schmutzigen Fensterscheiben.

Was nach einer Szene aus einem Science-Fiction-Roman klingt, fand tatsächlich am Sonntagnachmittag im Pankower Jugendclub Kurt Lade statt. Dort trafen sich etwa 15 Menschen auf der „Mach-es-selbst-Börse“ und boten selbst gemachte Dinge und Dienstleistungen im Tausch gegen Mesonen an. Meso, das ist die Tauschwährung, in der auf dieser Börse gehandelt wird. Jeder, der etwas anbietet, erhält 20 Mesonen Startguthaben, alle anderen Besucher 10 Mesonen.

Die Idee zur Börse stammt von Jana Tarasenko. „Damit will ich die kreative Schöpfungslust aus den Menschen rauskitzeln“, erklärt die Gesangslehrerin.

Eine der Teilnehmenden ist Susanne. Sie war seit der ersten Börse im Dezember 2013 fast jedes Mal mit dabei und tauscht ihre selbst gehäkelten Socken und Eierwärmer. Diesmal aber auch ein platzeinnehmendes Raumthermometer, das sie ihrer Mutter aus dem Kreuz geleiert hat. Ihre Waren sind sorgfältig auf einer Decke ausgebreitet, sie werden bestaunt. „Häkeln ist mein Hobby“, sagt Susanne, „und hier kann ich die Sachen an den Menschen bringen.“ Für einen normalen Flohmarkt habe sie keine Zeit, aber die zwei Stunden einmal im Monat, das schaffe sie gerade noch so. Ihre Mesonen gibt sie für Geschenke aus.

Dass ausschließlich Frauen anwesend sind, scheint hier niemand so recht zu bemerken. Vorhin sei auch ein Mann mit seinem Sohn da gewesen, sagt eine Besucherin, aber der sei jetzt leider schon weg. Und da niemand Neues vorbeischaut, holt man sich ein paar Stühle ran und quatscht bei einer Tasse Tee. Die 60-jährige Jana fängt an, ihren selbst gebastelten Schmuck zu verschenken, und wird mit den Worten „Ich trag das sowieso nicht“ abgewiesen.

Normalerweise sei hier mehr los, sagt die Organisatorin, aber die Leute wären heute wohl alle lieber spazieren gegangen. Sie hatten überlegt, die Börse nach draußen zu verschieben, aber wenn die Sonne untergeht, werde es ja kalt. Die Börse geht bis 17 Uhr. Ich verlasse sie mit einer Kette von Jana, die ich wahrscheinlich verschenken werde. MARIE-THÉRÈSE HARASIM

■ Nächste Tauschbörse: 12. Mai