: Bitte keinen CDU-Einheitsbrei
betr.: „Der Einheit ein Denkmal?“ „Ja, aber sicher“, taz vom 10. 11. 07
„Die Wiedervereinigung ist ein Ereignis, auf das alle Deutschen stolz sein können.“ Ehrlich gesagt, so was möchte ich in einer Zeitung, die ich wegen eines irgendwie „kritischen“ Anspruchs abonniert habe, nicht lesen, denn 1. fällt mir von den tausend guten Gründen, auf den Zusammenschluss zweier kleiner Staaten zu einem großen stolz zu sein, gerade kein einziger ein.
Und 2. finde ich es völlig unerträglich, wenn selbst die taz (in beiden Meinungsäußerungen!) nicht in der Lage ist, zwischen dem Fall der Mauer und dem Beitritt zum Geltungsbereich des Grundgesetzes zu unterscheiden. Das eine steht für die Abschaffung von Reise-, Denk- und anderen Verboten, tatsächlich für den Zusammenbruch einer totalitären Ideologie. Das andere für den Zusammenschluss zweier Staaten und den Einzug einer, nun ja, ziemlich umfassenden und inhumanen „Marktideologie“. Die meisten von denen, die schon lange das Erstere propagiert und dafür auch im Alltag der DDR etwas riskiert hatten, die im Herbst 1989 vorangegangen waren, die wollten gerade nicht den Anschluss an diesen großen Bruder, sondern die DDR reformieren. Deshalb hat auch der Runde Tisch einen Vorschlag für eine neue Verfassung der DDR ausgearbeitet, wo zum Beispiel soziale Grundrechte verankert waren. Also bitte: Keinen solchen CDU-Einheitsbrei verbreiten, das ist unwürdig und eklig!
3. und letztens verstehe ich die Logik des Autors nicht: Wieso können alle Deutschen stolz sein, aber im Nachsatz dann doch vor allem als Menschen und nicht als Deutsche? Vielleicht gleich alle Menschen, so egal ihnen das Ereignis gewesen sein mag? Angst vor der eigenen Provokation? Und was war noch mal die logische Begründung für Kollektivstolz, wenn gar nicht alle an dem Stolz begründenden Ereignis mitgewirkt haben? Entwickelt die Aufforderung an alle, sich einfach nur zu freuen, nicht genug Pathos für zukünftige Mobilisierungen „der Nation“? ULRIKE MÜLLER, Berlin