: Rektoren bemängeln Hochschulpolitik
VERTEILUNG Unis und Fachhochschulen in Schleswig-Holstein sind unterfinanziert, das räumen auch Politiker ein. Die Rektoren drohen jetzt damit, Studierwillige abzulehnen, wenn es nicht mehr Geld gibt
Wenn sich heute Landespolitiker, Studierende und Vertreter von Unis und FHs im Land zu einer Konferenz in Kiel treffen, sollte es vor allem um die geplante Novelle des Hochschulgesetzes gehen. Doch ein Brief der Rektoren wird das wohl ändern und mindestens die Agenda der Pausen-Gespräche bestimmen sowie das Klima zwischen Ministerin und Hochschulen belasten.
In dem Schreiben beklagen die Chefs der staatlich geförderten Unis und FHs im Land, dass sie viel zu wenig Geld vom Land bekommen und das nicht ausreicht, um die Schulabgänger aus dem doppelten Abiturjahrgang 2016 aufzunehmen.
Die Rektoren drohen damit, Studierwillige abzuweisen. Sie greifen auch die Landesregierung direkt an: Die Brisanz der akuten Probleme sei „nicht hinreichend zur Kenntnis genommen worden“.
Die Landesregierung weist die Kritik zurück. „Wir haben die Probleme der Hochschulen frühzeitig erkannt, nehmen ihre Sorgen ernst und arbeiten gemeinsam an Lösungen“, sagte Wissenschaftsministerin Kristin Alheit (SPD). Die Landesregierung unterstütze die Hochschulen finanziell dafür mehr als je zuvor – es gebe mehr Grundzuschüsse, und Sonderprogramme für Unibauten. Alheit verweist auch auf die Mittel aus dem Hochschulpakt von Bund und Ländern, der gegründet wurde, um die Plätze für die steigende Zahl von Studierenden anbieten zu können. Der bringe über die gesamte Laufzeit von 2007 bis 2020 750 Millionen Euro in die Etats. Für die Rektoren viel zu wenig.
Die Hochschul-Chefs nehmen es der Landesregierung bis heute übel, dass sie von den sogenannten Bafög-Millionen nicht profitieren. Es geht dabei um das Geld, das die Länder sparen, weil der Bund die Kosten für das Programm alleine übernimmt – in Schleswig-Holstein sind das allein im Jahr 2015 etwa 36 Millionen Euro. Die Landesregierung steckt das Geld dagegen in neue Lehrerstellen.
Dass die Hochschulen in Schleswig-Holstein seit Jahren unterfinanziert sind, räumen auch Mitglieder der Regierungsfraktionen ein. 56.400 Menschen studierten im Wintersemester dort. Viele Veranstaltungen sind überlaufen, es fehlen Räume, die vorhandenen Gebäude sind vielerorts marode. Zwar gibt Schleswig-Holstein mit 7.350 Euro pro Studierenden etwas mehr aus als der Bundesdurchschnitt von 6.910 Euro – doch im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl bildet das Land vergleichsweise wenig Menschen an Unis und FHs aus. Nur Brandenburg hat in etwa so wenige Studenten pro 100.000 Einwohner wie Schleswig-Holstein. DKU