: Uni verliert stinkendes Geld
DISKRIMINIERUNG Der Unternehmer Winfried Stöcker murrte über „reisefreudige und bettelnde Afrikaner“. Nach dieser verbalen Entgleisung bricht die Lübecker Uni mit ihm als Mäzen
Die „reisefreudigen Afrikaner“ sollen „nicht bei uns betteln gehen“. Mit dieser Begründung verweigerte der Lübecker Unternehmer Winfried Stöcker der Stadt Görlitz, einen Saal für ein Benefizkonzert für Flüchtlinge anzumieten: „Mir sind so viele Flüchtlinge nicht willkommen“, sagte Stöcker im Dezember der der Sächsischen Zeitung. Dieses Interview wurde auch in seiner Heimatstadt aufmerksam gelesen. Und jetzt hat sich die Lübecker Uni von ihrem Honorarprofessor und Mäzen Stöcker distanziert. Studierende gingen noch weiter: Das Geld von Stöckers Firma Euroimmun „stinkt“. Stöcker sah seine Beschäftigten beleidigt – und will die Uni fortan nicht mehr jedes Jahr mit einer Million Euro unterstützen.
Stöcker ist Arzt und leitete nach einer Karriere bei der Luftwaffe seit den 1980er-Jahren ein Labor für Autoimmundiagnostik an der Uni Lübeck und war Oberarzt des Uniklinikums, bis er die Firma Euroimmun gründete. Sein Unternehmen entwickelt Verfahren für die Diagnostik, vor allem von Autoimmunkrankheiten, und beschäftigt weltweit rund 1.700 Mitarbeiter.
„An und für sich bin ich kein Rechter“, konterte Stöcker den Protest nach seinen strittigen Äußerungen aus. Ein Begriff wie „Neger“ sei doch nicht als Schimpfwort gemeint. Lübecker Uni-Präsident Hendrik Lehnert kann mit diesen Aussagen wenig anfangen: „Von dem geäußerten Gedankengut distanzieren wir uns auf das Nachdrücklichste. Weltoffenheit und ein klares Bekenntnis zu multikulturellem Denken und Handeln sind unveräußerliche Werte unserer Campus-Kultur.“
Nun droht Stöcker Uni und Stadt einen Boykott an. „Euroimmun wird der Universität keine Mittel mehr zur Verfügung stellen, so lange dieser Präsident im Amt ist“, sagte er. Außerdem werde sich sein Unternehmen „einen neuen Standort für seine Expansion suchen“.
Für die Hochschule, die seit Jahresbeginn als Stiftungsuniversität auf private Investoren angewiesen ist, bedeutet der Rückzug Stöckers den Verlust eines wichtigen Mäzens. Auf den Professoren Stöcker würde die Uni gern verzichten – diesen Titel will der aber behalten. EST