heute in bremen
: „War’s das jetzt schon?“

Es soll darüber geredet werden, wie die Jugendhilfe weiter verbessert werden kann

taz: Zum Fachtag Soziale Arbeit laden Sie zu einer Diskussion: Sie wollen darüber reden, was gut ein Jahr nach Kevins Tod nötig ist, um die Jugendhilfe zu verbessern. Muss da noch drüber geredet werden?

Michael Böwer, Fachgruppe Jugendhilfe des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit: Leider ja. Es wurde zwar schon einiges umgesetzt, aber einiges liegt noch im Argen.

Zum Beispiel?

Neue Mitarbeiter werden nicht oder nur minimal eingearbeitet. Sie stehen unter Druck, die Arbeit bewältigen zu müssen und dabei bloß keinen Fehler zu machen.

Im Thesenpapier für die Diskussion ist von einer immensen Steigerung der Fallzahlen die Rede.

Das ist ein großes Problem: Bei Familien-Helfern ist die Zahl zu betreuender Fälle um 100 Prozent gestiegen. Vor Kevin waren es vier bis fünf, heute sind es neun bis zehn.

Warum ist das so?

Weil Anbieter dabei sind, die die Preise drücken. Die Stundenentgelte wurden gesenkt. Für den gleichen Lohn muss also mehr gearbeitet werden als zuvor. Aber zugleich wird erwartet, dass Familien, in denen das Kindeswohl gefährdet ist, mit hoher Intensität betreut werden.

Was erhoffen Sie sich von der Diskussion?

Die Beteiligten müssen miteinander reden. Deswegen sitzen wir auch an einem runden Tisch und nicht auf einem Podium. Wir wollen gemeinsam sehen, was wir noch verbessern müssen.

Fragen: fez

Fachtag Soziale Arbeit, Diskussion „Die Entlastung der Jugendhilfe in Bremen – war’s das jetzt?“, 15 Uhr, Hochschule Bremen, Neustadtwall 30, AB-Gebäude