Es fehlt an Dirtiness

betr.: „Eine gute Show ist vor allem Show“, taz vom 22. 11. 07

ich bin 29 jahre alt und war erst bei zwei konzerten mit einer vierstelligen zahl an menschen. seit dienstag weiß ich, warum ich solche großveranstaltungen meide: ich habe eine kommerzialisierte show gesehen und keinen rock ’n’ roll – das einzig außerplanmäßige an diesem abend war der umstand, dass der u-bahn-fahrer nach konzertende zweimal sein gelangweiltes „eeeinsteigen bitte“ über die plattform rufen musste.

die hives sind nicht garage, und ich schreibe das nicht, weil die columbiahalle mich wenig an eine garage erinnert. die inflationäre nutzung dieses überstrapazierten begriffs scheint für mich beleg dafür, dass „die musikindustrie“ wirklich alles zu vermarkten versucht. man kann sich gut anziehen, wenn man auftritt, aber der band fehlt es an jeglicher dirtiness und laien-attitüde, sowohl im image, der kleidung, des equipments (blitzsaubere hiwatt-amps + teure gitarren + dw-drumset) als auch in ihrem merchandising-gebaren.

und was passiert: das bürgertum entdeckt mal wieder den rock ’n’ roll oder was davon übriggeblieben zu sein scheint. ich empfand den sound und das auftreten vor jahren als anders, bei dem Konzert beschlich mich zum ersten mal das gefühl, teil eines hype zu sein.

ALEXANDER PULS, Berlin