: Think globally, act Elvisly
MEXIKANISCHER WEIHNACHTSMANN Merry Mexmas: Nicht in East Tupelo am Mississippi ist El Vez geboren, sondern in Chula Vista in Kalifornien. Das prägt und sorgt für witzige und deutlich politischere Shows als das Original. Jetzt lädt El Vez zur Weihnachtstour
VON KNUT HENKEL
Jedesmal, wenn Robert Lopez die ersten Klänge von James Browns Klassiker „Say it loud, I’m brown and I’m proud“ bei seinen Shows im Süden der USA erklingen lässt, ist das Publikum aus dem Häuschen. Nicht nur, weil der Klassiker von James Brown sich gegen den latenten Rassismus in den USA richtet, sondern weil El Vez den Text noch ein bisschen umgeschrieben hat. Für die Minderheit aus dem Süden der USA, die längst die Mehrheit in vielen der südlichen Bundesstaaten der USA stellt – für die Chicanos, die in den USA lebenden Mexikaner und ihre Kinder.
Robert López alias El Vez ist so ein Chicano und er hat so manche Pop-Perle zu einer Chicano-Hymne umgestrikt: „Samba Pa Ti“ von Carlos Santana ebenso wie „SOS“ von Abba oder „Kids in America“ von Kim Wilde gehören dazu. Doch die besten Nummern hat El Vez von seinem Namensvetter aus East Tupelo entliehen. Stücke wie „In the Ghetto“ oder „Suspicious Minds“ hat er im Zeichen des mexikanischen Lebensgefühls neu interpretiert und in „En el Barrio“ oder „Immigration Time“ umgetextet. Sarkastische Verse auf die US-amerikanische Gesellschaft und Kultur, die El Vez in gekonnter Manier auf die Schippe nimmt.
Dabei begann alles durch einen Zufall, denn El Vez war in erster Linie erst einmal Punk-Rocker und trieb mit seiner Band The Zeros in Los Angeles Mitte der 80er sein Unwesen. Damit aber war der Lebensunterhalt kaum zu bestreiten – auch wenn die Band als die „mexikanischen Ramones“ in die Geschichte einging. El Vez eröffnete seine Galerie „La Luz de Jesús“, zu deutsch: „Das Licht des Jesus“. Und als eines Tages eine Ausstellung im Zeichen des „King of Rock’n’ Roll“ anstand, stellte er einen Elvis-Imitatoren an, um den Event zu promoten. Doch der war so schlecht, dass er kaum einen gescheiten Hüftschwung hinbrachte. Und so stellte sich der 28-jährige Punk-Rocker schließlich selbst auf die Bühne. Das Publikum jolte und wenig später meldete sich Robert Lopez selbst an einem Elvis-Contest in Memphis an – El Vez war geboren.
Und der hat längst mit seinen sarkastischen Songs nicht nur im Süden der USA treue Fans gefunden. In Kanada, Australien, aber auch in Europa war der mexikanische Elvis schon auf Tour, hat im Vorprogramm von David Bowie, Carlos Santana oder den B-52’s gespielt und stand als Höhepunkt Ende der 90er Jahre vor 30.000 frenetisch applaudierenden Fans in Roskilde. Und davon, dass der gertenschlanke El Vez dabei nicht nur in Sachen sarkastischer Elvis-Entführung, sondern auch musikalisch einiges zu bieten hat, zeugen heute schon stattliche fünfundzwanzig CDs, LPs und Singles.
Darunter findet sich auch sein Weihnachtsprogramm, mit dem El Vez nun Europa beehrt. „Merry Mexmas“ lautet das Motto und Weihnachtshits wie „Feliz Navidad“ oder „Santa Claus is Sometimes Brown“ stehen auf dem Programm – aber mit ein bisschen Glück kann man die Party mit echten Engeln, einer Menge Glam und viel Ironie auch um Perlen wie „Immigration Time“ erweitern. El Vez wird sich nicht lange bitte lassen, schließlich lautet sein Wahlspruch: Think globally, act Elvisly.
■ Hannover: Fr, 9. 12., 21 Uhr, Cafe Glocksee, Glockseestraße 35; Hamburg: Mo, 19. 12., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36