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In der bislang noch unveröffentlichten Studie „Frauen schreiben Krieg“ beschreibt die Afrikanistin Marion Pape die Hintergründe der Kriegsliteratur Nigerias. Viele Igbo-Autoren hätten mit der Niederlage Biafras ihr politisches Ideal verloren, sagt Pape. So gab es ein großes Bedürfnis, die traumatisierenden Kriegserlebnisse literarisch zu erklären und zu rechtfertigen und die Veränderung, die der Krieg in der sozialen und geschlechtlichen Hierarchie bewirkt hat, nachzuvollziehen. Aber, so Pape, „Autorinnen, die sich mit ihrer Geschichte zu Wort melden, stören, so scheint es, den ‚männlichen‘ Diskurs über den Krieg, sie fordern die einheitliche und offizielle Darstellungen heraus – und zwingen zur Vielstimmigkeit“.
Flora Nwapa gilt als die erste afrikanische Verlegerin und die erste nigerianische Schriftstellerin. Zudem hat sie sich mit ihren geschlechtertheoretischen Überlegungen einen Namen gemacht. US-amerikanischen Modellen, wie Judith Butlers These, dass Gender ein reines Konstrukt sei, stellt sie ihre Theorie des womanism gegenüber. Damit wehrt sie sich gegen die Bevormundung durch westliche Feministinnen und gegen eine vermeintliche Männerfeindlichkeit in deren Ansätzen. Der womanism ist ein häufig eher beliebig gebrauchtes Konzept, das sich vor allem darum bemüht, die verschiedenen Perspektiven auf ein Phänomen miteinander zu verbinden. Nwapas Roman „Never Again“ erschien 1975 bei der Tana Press, Nigeria
Auf dem deutschen Buchmarkt sind nigerianische Autorinnen Exoten. Chimamanda Ngozi Adichie ist die große Ausnahme. Ihr erster Roman, „Blauer Hibiskus“ (320 Seiten, 21,90 Euro), erschien 2005 bei Luchterhand, wo in diesem Sommer auch die „Die Hälfte der Sonne“ publiziert wurde ( 640 Seiten, 22,95 Euro). Außer C. Ngozi Adichies Roman sind noch keine nigerianischen Bürgerkriegstexte von Frauen ins Deutsche übersetzt worden. Die Texte, die übersetzt wurden, stammen von Männern: in erster Linie von Chinua Achebe, dem bekanntesten Autor Nigerias. Es gibt aber auch weitere: Cyprian Ekwensi, „Den Frieden überleben“ (Reclam 1976), Wole Soyinka, „Der Mann ist tot“ (Fischer TB 1978), und Ken Saro-Wiwa, „Sozaboy“ (dtv 1996). Von den auf Englisch erschienenen ist zu empfehlen: Phanuel Egejuru „The Seed Yams Have Been Eaten“ (Heinemann 1993), die Kurzgeschichtensammlung von Chinwe Okechukwu, „When Rain Beat the Cow In The Eyes“ (Eagle&Palm Publ. 1999), und von Autorinnen der anderen Seite der Roman von Anne Giwa-Amu „Sade“ (Ace, 1996) und „Garden House“ von Eno Obong (Heinemann, 1988).