AMERICAN PIE
: Schneewittchen scheitert

COLLEGE-SPORT Nach einer furiosen Erfolgsserie scheiden die Basketballerinnen der Elite-Uni Princeton aus. Gegen Profis sind die echten Studentinnen chancenlos

Das präsidiale Maskottchen hat gefehlt. Ihr prominentester Fan war nicht zu entdecken, als die Basketballerinnen der Princeton University sich ihre erste Saisonniederlage einhandelten. Womöglich lag es daran, dass das Spiel am Montag stattfand und man als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika an so einem Tag eben doch der einen oder anderen beruflichen Verpflichtung nachgehen muss. Ohne einen Daumen drückenden Barack Obama verloren die Princeton Tigers 70:85 gegen Maryland und schieden damit aus in der zweiten Runde des K.-o.-Turniers um die College-Basketball-Meisterschaft.

Zwei Tage zuvor hatte Obama noch Glück gebracht. Da saß der Präsident wie ein ganz normaler Fan in den Rängen und bejubelte den Erstrundensieg seiner Princeton Tigers. Dass der begeisterte Hobby-Basketballer ein Anhänger der Teams der in New Jersey gelegenen Universität ist, hat gute Gründe: Ehefrau Michelle studierte in Princeton, und aktuell spielt seine Nichte Leslie Robinson für das renommierte College.

Barack Obama war in dieser Spielzeit allerdings nicht allein mit seiner Begeisterung für die Tigers. Hatten die doch mit einer erstaunlichen Siegesserie für landesweites Aufsehen gesorgt. Die „March Madness“, die alljährlich um den College-Basketball ausbricht, geht zwar gewöhnlich eher an den Frauen vorbei, aber Princeton lieferte in diesem Jahr die in den USA so beliebte Schneewittchen-Geschichte vom Außenseiter, der sich gegen die Etablierten durchsetzt. 31 Spiele lang waren sie ungeschlagen geblieben, die Niederlage gegen Maryland war die erste in diesem Jahr.

Eine offizielle Einschätzung des Weißen Hauses, wie groß die Enttäuschung ist, steht zwar noch aus. Aber bei den Spielerinnen hielt sich der Frust in Grenzen, auch bei Shooting Guard Blake Dietrick. „Irgendwann werde ich meinen Enkeln von den unglaublichen Erfahrungen erzählen können und von dem unglaublichen Team, mit denen ich sie erlebt habe“, sagte die 21-Jährige, die zum Abschluss ihrer College-Karriere mit 26 Punkten ein letztes überragendes Spiel abgeliefert hatte.

Tatsächlich ist es unglaublich, was die Tigers in dieser Saison erreicht haben. Ist Princeton doch eins von acht Colleges der Ivy League. Diese altehrwürdigen, allesamt im Nordosten der USA beheimateten Universitäten sind vor allem berühmt für Lehre und Forschung. Der Sport dagegen spielt lange nicht die Rolle, die er an anderen Hochschulen der USA einnimmt. Wer für Yale, Harvard, Cornell oder eben Princeton spielen will, muss zuerst die anspruchsvollen Aufnahmeprüfungen bestehen und noch eine Menge Geld mitbringen. Denn während andere Unis talentierte Athleten und Athletinnen mit Sport-Stipendien locken, verlangen die Ivy-League-Schulen, die benannt sind nach dem Efeu, der malerisch die roten Backsteinfassaden auf dem Campus hochwuchert, noch üppige Studiengebühren.

Wenn also die Basketballerinnen von Princeton gegen die von Maryland antreten, dann spielen eigentlich Amateure gegen Halbprofis, echte Studentinnen gegen kommende Profis, denen der Basketball eine gute Ausbildung ermöglicht. Deshalb hat noch nie ein Ivy-League-Team das Achtelfinale im Frauen-Basketball erreicht, auch Princeton scheiterte mal wieder kurz vor diesem Ziel.

Die Mannschaften aus der Efeu-Liga reüssieren dafür in Sportarten, die in den USA – zumindest auf College-Ebene – nicht so sehr im Rampenlicht stehen. Acht Mal schon haben die Golfer aus Princeton den Meistertitel gewonnen, sechs Mal die Lacrosse-Spieler und ein Mal die im Fechten geübten Tigers. Auch die Lacrosse-Frauen waren mit drei Meisterschaften erfolgreich. Blake Dietrich will eine weitere hinzufügen: Nach dem Ende der Basketball-Saison kann sie sich nun auf ihren zweiten Sport Lacrosse konzentrieren – vor allem aber auf ihren Studienabschluss.THOMAS WINKLER