Held der Uncoolen

NACHRUF Karl Moik, Erfinder des „Musikantenstadls“, ist im Alter von 76 Jahren gestorben

Der Sound, der als sogenannte Volksmusik berühmt wie berüchtigt wurde, war seine Passion: Karl Moik, 1938 in Linz geboren, lernte den Beruf des Werkzeugmachers, ehe er sich auf die Kunst der Bühnenmoderation verlegte. Sein wichtigstes Projekt war der „Musikantenstadl“, 1981 zunächst vom ORF, ab 1983 auch in der ARD ausgestrahlt. Da fühlten sich jene zu Hause, die vor den ästhetischen Zumutungen der Moderne Ruhe und Sicherheit suchten. Moik verstand sich als „Stimme des Volkes“, eine Art Entertainment-Pegida, griff in die Planung der Shows ein wie ein Feldwebel: keine Experimente. Schunkelige Älplermusik, sentimentalisch triefend, Frauen, die stets Röcke und Kleider trugen – der Moik war der Held der Uncoolen. Er motzte gegen Italiener, hieß sie „Spaghettifresser“ – und seine Leute liebten ihn für die Derbheit. Lustig war das alles nicht. Stefan Raab widmete ihm das Lied „Der Karl, der Karl, der Moik, der raucht das schärfste Zeug“. Das fand der immer grantliger werdende Herr Moik gar nicht nett. Dass Andy Borg ihn als „Stadl“-Throninhaber beerbte ärgerte ihn – bis zuletzt. Gestern ist er im Alter von 76 Jahren in Salzburg an den Folgen eines Nierenleidens gestorben. JAN FEDDERSEN