Tote Kinder sind nicht gewollt

Nach der Leukämiestudie: Hamburgs Bürgerschaft uneinig über einen möglichen Zusammenhang mit AKW

Jedes an Blutkrebs erkrankte oder gar verstorbene Kind „ist eines zu viel“: Auf diese Einschätzung der grünen Gesundheitspolitikerin Katja Husen konnten sich die drei Fraktionen in der Hamburger Bürgerschaft gestern in einer Aktuellen Stunde über die Gefahren von Atomkraftwerken einigen. Sonst aber auf nichts.

Die „schnellstmögliche Stilllegung“ aller deutscher Atomkraftwerke forderten die Grünen. „Nur ein abgeschaltetes AKW ist gut für Sicherheit und Gesundheit“, behauptete ihr Umweltexperte Christian Maaß. Das sei eine „unseriöse Schlussfolgerung“, entgegnete Gesundheitssenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU). Es dürfe keine Instrumentalisierung erkrankter Kinder für den Atomausstieg geben.

Am Wochenende hatte eine Studie des Deutschen Krebsregisters ein erhöhtes Leukämie-Risiko in der Nähe von Atomreaktoren nachgewiesen. Davon seien vor allem Kleinkinder in einem Umkreis von fünf Kilometern betroffen (taz berichtete). Seit Jahren steht vor allem der Meiler Krümmel an der Unterelbe im Verdacht, für eine deutlich erhöhte Zahl von Blutkrebserkrankungen von Kindern und Jugendlichen in der Elbmarsch verantwortlich zu sein.

Diese Studie habe „keinen kausalen Zusammenhang nachgewiesen“, behauptete Schnieber-Jastram und forderte unter Berufung auf Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) weitere Untersuchungen und eine „sachliche Debatte“. Was ihr von Maaß den Vorwurf einbrachte, die Atomwirtschaft zu schützen: „Als Gesundheitssenatorin sollten Sie sich aber vor die Betroffenen stellen.“

Eher indifferent agierte die SPD im Schatten Gabriels. Sie sei für „einen geordneten Ausstieg, wie im Atomkonsens vereinbart“, so Umweltpolitikerin Monika Schaal: „Einen Grund für einen vorgezogenen Ausstieg liefert diese Studie aber nicht.“ SMV