: Männer, jetzt heult doch endlich mal
HALTUNG Sei ein Kerl! Nur wie und wozu? Das taz.lab sucht Antworten
VON DMITRY SHIGAEV
„Wann ist ein Mann ein Mann?“ – fragte Herbert Grönemeyer bereits 1984. Aber erst viele Jahre später wurde der Mann endlich zum Forschungsobjekt. Der Fokus wechselte dabei von Männern als problematischem Objekt hin zu Problemen der Männer selbst. Männlichkeit befindet sich im ständigen und rasanten Wandel – in der gesellschaftlichen Wahrnehmung sowie im Eigenempfinden wird sie diffuser. Männer scheinen gefangen zu sein zwischen einem Normativ der unbedingten Kerligkeit einerseits und einer zunehmend feminisierten Gesellschaft andererseits, die den „richtigen Kerl“ infrage zu stellen scheint.
Diese Unklarheit sorgt reichlich für Probleme: Neben der fast schon sprichwörtlichen kürzeren Lebenserwartung ist für Männer das Risiko einer psychischen Erkrankung achtmal höher als bei Frauen. Ebenso auffällig zeigt sich die Selbstmordrate von Männern, die bei ihnen statistisch betrachtet dreimal so hoch liegt wie bei den Frauen. Zusätzlich erschwert wird das durch die Tatsache, dass Männer immer noch viel weniger bereit sind, über ihre Probleme zu reden. Sie schweigen sich über ihre Nöte lieber aus, sei es aus Scham oder weil sie nie gelernt haben, darüber zu sprechen. Aber nicht bei uns auf dem taz.lab! Wir reden gerne und mutig – mit Männern und über Männer.
Mit dabei ist der Sportsoziologe Michael Staack, der über den (männlichen) Körper sowie Gewaltdynamik forscht. Als Psychoanalytikerin beschäftigt sich Ilka Quindeau mit neuen Formen und Konzepten der Männlichkeit sowie mit der Heteronormativität aus der Position der Psychoanalyse. Der Autor und Journalist Nils Pickert, seines Zeichens Teilzeitrockträger und Vater dreier Kinder, wird ebenso mitdiskutieren wie die Rechtanwältin und Publizistin Seyran Ateș, die sich allein schon des Berufs wegen mit Zwangsverheiratungen und Scheidungen auseinandersetzen muss und somit genau an jenen Stellen arbeitet, wo das Weibliche und Männliche aneinandergeraten. Die Moderation übernimmt einer der besten Männer der taz, Kulturredakteur Ulrich Gutmair.