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Archiv-Artikel

Lesben unerwünscht

In Schleswig-Holstein ist ein Streit um ein Plakat entbrannt, das für die Anerkennung lesbischer Familien werben soll. Die CDU will das Poster, auf dem sich zwei Frauen küssen, nicht in Kindergärten sehen. So ein Motiv gehöre da nicht hin

Das Bild zeigt zwei Frauen, die sich küssen, jede hält ein Kind an der Hand – ein elfjähriges Mädchen hat die Zeichnung gemacht, die von der Psychosozialen Beratungsstelle Donna Klara in Kiel als Plakat an alle Kitas und Familienbildungsstätten im Land verschickt wurde. Mit der Aktion will die Beratungsstelle dafür werben, lesbische Familien anzuerkennen. Im Kindergarten in Grebin bei Plön hängt das Plakat nicht mehr: Bürgermeister Hans-Werner Sohn hat es entdeckt und abgenommen. So ein Motiv gehöre nicht in einen Kindergarten, sagte er laut Kieler Nachrichten bei der Gemeindevertretersitzung.

Gestern erhielt Sohn Unterstützung aus der CDU-Landtagsfraktion: Deren Sprecherin für frühkindliche Bildung, Heike Franzen, sagte, die Entscheidung sei nicht zu beanstanden. Es sei Pflicht des Trägers, ein „dem Alter und Entwicklungsstand von Kindergartenkindern angemessenes Umfeld zu schaffen“.

Eben das steckt hinter der Aktion von Donna Klara. Die Beratungsstelle ist auf die Suche nach lesbischen Müttern gegangen und hat festgestellt: In Schleswig-Holstein kommt die Mama-Mama-Kind-Familie offiziell nicht vor. Befragt wurden Kitas und Familienbildungsstätten, ob sie Angebote für lesbische Mütter machten – Fehlanzeige. „In mehreren Antworten hieß es, es gebe auf dem Land keine Lesben, die seien wohl in der Stadt“, berichtet Angela Lipp von Donna Klara. Aus ihren Beratungsgesprächen weiß sie es besser. Auch in Kieler Kitas ist nicht bekannt, wie viele Mütter Frauen lieben: „Viele thematisieren es nicht, weil sie nicht auf ihr Lesbisch-Sein reduziert werden wollen“, lautet ein Ergebnis der Studie. „Sie nehmen das Thema wieder ganz ins Private.“ Wenn Frauenpaare sich outen, müssen sie damit rechnen, „dass sie immer die Ersten und Einzigen sind“.

Kindern in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften kann höchstens schaden, wenn sie unter Druck geraten, weil sie glauben, „die familiären Verhältnisse gegenüber der Umgebung verheimlichen zu müssen“, heißt es in der Kieler Studie. „Das Klima für homosexuelle Partnerschaften ist schon deutlich besser geworden“, sagt Lipp. „Aber im Nahbereich ist es immer noch schwierig, nach dem Motto: Ich habe nichts gegen Lesben, aber meine Tochter sollte keine sein.“

Unterstützung für die Aktion kam gestern von Sandra Redmann, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion: „Keine Angst vor Lesben“, riet sie dem Grebiner Bürgermeister. ESTHER GEISSLINGER