Kiezkicker sind voll im Soll

Nach dem überraschenden 1 : 0-Sieg über Mainz 05 blickt der FC St. Pauli auf das erfolgreichste Jahr seiner jüngeren Geschichte zurück. Mit einer neuen Tribüne soll der Erfolg verstetigt werden

Von Marco Carini

Der Saisonabschluss gelang. Eher unerwartet als eingeplant gewann der FC St. Pauli am Freitag nicht nur das letzte Spiel des Jahres, sondern verwies mit dem Aufstiegsaspiranten Mainz 05 zum ersten Mal in dieser Zweitliga-Hinrunde einen der großen, ambitionierten Vereine der Spielklasse in die Schranken. Es war ein weiterer Glanzpunkt in einem Jahr, das bei dem Kultclub vom Kiez in die Analen der Vereinsgeschichte eingehen dürfte.

Im Januar dieses Jahres auf Platz elf der verhassten Regionalliga gestartet, den Durchmarsch in Liga Zwei überraschend geschafft und dort statt der avisierten 20 Punkte Winterspeck gar 22 Punkte geholt. Dazu ist die neue Südtribüne nach 30 Jahren Planungsvorlauf fast fertig, die Sanierung der Finanzen weiter vorangetrieben und die Krise zwischen Vorstand und Präsident Corny Littmann ad acta gelegt – braun-weißes Herz, was willst du mehr?

Gegen die Mainzer, die immerhin auf einem Aufstiegsplatz überwintern werden, zeigten die Kicker vom Millerntor exemplarisch, was ihre Qualität ausmacht und was sie von der Liga-Spitze noch trennt. In der ersten Hälfte ließen sie den „Karnevalsverein“ kaum ins Spiel kommen, kämpften den Gegner erst nieder und spielten die Millionentruppe schließlich gar aus. Der Lohn der Mühen: Die Führung durch ein Kopfballtor des bei einer Ecke vorgerückten Eger nach bereits zwanzig Minuten.

Ende der zweiten Halbzeit aber, die Mainzer waren nach einer roten Karte und dem verletzungsbedingten Ausfall eines Akteurs nur noch zu neunt, zeigte das Team Angst vor der eigenen Courage. Statt die numerische Überlegenheit auszuspielen und die Partie routiniert nach Hause zu bringen, ließen sich die Hamburger in den eigenen Strafraum drängen und überstanden nur mit Glück und einem überragenden Torhüter die letzten Minuten einer Zitterpartie.

Im gesicherten Liga-Mittelfeld angekommen, können die Verantwortlichen nun gelassen in die Zukunft blicken. Da das Team in der Hinrunde seine Liga-Tauglichkeit bewiesen hat, sind großartige Neuverpflichtungen nicht geplant. Zum Auftakt der Rückrunde im Februar soll die Südtribüne, samt Business-Seats und Logen endlich funktionstüchtig sein und frisches Geld in die Kassen des chronisch klammen Clubs spülen. Damit der Erfolg von Dauer bleibt.