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Archiv-Artikel

Helm aufsetzen heißt ultra aussehen

Fahrradhelme werden nur allzu gerne belächelt. Ein unschönes Accessoire, heißt es dann. Oder: Willst du dir nicht endlich ein Auto zulegen? Das möchten Sie lieber nicht. Überdies ist es höchste Zeit, Mitmenschen, die etwas belächeln, mit Nächstenliebe aus der Reserve zu locken. Das wäre doch nicht nötig gewesen, werden die dann bestimmt sagen. Aber nein, je selbstgewisser sie uns weglächeln, desto aufrichtiger in der Zuneigung werden wir ihnen gegenüber sein. Immer ran an den Weihnachtsspeck. Köpfchen beweisen.

Und genau hier kommt der Fahrradhelm wieder ins Spiel. Bewahrt er doch selbiges Köpfchen vor Gehirnerschütterungen oder Traumata bei Stürzen. Ein Fahrradhelm allein wird den ganz normalen Wahnsinn des Straßenverkehrs auch nicht bändigen, im Falle eines Falles aber lindern. Immerhin. Übersicht bewahren muss man dann schon selbst. Auch wenn Fahrradfahrer im Straßenverkehr im Recht sein sollten, einen schützenden Käfig aus Blech haben sie nun mal nicht um sich. Und das Reaktionsvermögen kann ja auch mal einen Sekundenschlaf eingelegt haben. Möglichkeiten zum Abschweifen gibt es immer.

Fast vergessen hätte ich, dass Fahrradhelme inzwischen nicht mehr so aussehen, als hätten B-Movie-Aliens ihre Gehirne nach außen gestülpt. Helm-auf-Köpfchen bewahren, heißt inzwischen, so ultra auszusehen, wie – googeln Sie das mal – die deutschen Rodler bei der Winter-Olympiade 1976. Apropos Winter, es gibt jetzt auch wärmendes Helm-Innenfutter, womit die Sommerfahrradhelme sekundenschnell zu Winterrodelhelmen umgebaut sind. Multifunktionshelm, das klingt angenehm verschroben, das riecht nach einem perfekten Geschenk.

JULIAN WEBER