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Archiv-Artikel

„Eine neue Entdeckung“

AUSSTELLUNG Ein bislang unveröffentlichtes Bild ist ab heute in der Emile Bernard-Ausstellung zu sehen

Dorothee Hansen

■ 51, Kunsthistorikerin, ist Kustodin für Gemälde des 14. bis 19. Jahrhunderts, stellvertretende Direktorin der Kunsthalle Bremen.

taz: Frau Hansen, warum haben Sie bis heute den Besuchern der Kunsthalle das Porträt Vincent van Goghs von Emile Bernard vorenthalten?

Dorothee Hansen: Erst im Zuge der Ausstellungsvorbereitung wurde das Album Emile Bernards genauer untersucht und dabei diese Zeichnung entdeckt. Gestern wäre der Geburtstag von Vincent van Gogh gewesen, und wir haben aus diesem Grunde eine ganz besondere Seite in dem Album von Emile Bernards aufgeschlagen, nämlich eine Seite, auf der man ein Porträt Vincent van Goghs aus der Hand Emile Bernards sehen kann. Das ist eine neue Entdeckung.

Was macht ein Porträt von van Gogh so besonders?

Es gibt aus van Goghs Pariser Jahren von 1886 bis 1888 keine Fotografien und nur ganz wenige Porträts durch andere Künstler. Es ist nochmal interessant, den Blickwinkel von einem anderen Künstler zu haben.

Warum wurde das Bild so lange nicht entdeckt?

Dieses Album von Emile Bernard enthält über 850 Zeichnungen. Da muss man sich schon sehr intensiv über eine längere Zeit mit dem Buch beschäftigen, um so eine Untersuchungstiefe zu erreichen. Das klappt nicht, wenn man das nicht weiter organisierte Album eben mal so durchblättert. Dann übersieht man das.

Was ist neben dem Bezug zu van Gogh eine Besonderheit Bernards, die Besucher in die Kunsthalle locken kann?

Es ist etwas ganz Besonderes, eine Ausstellung zu Emile Bernard zu sehen. Es ist sehr, sehr selten, dass man ihn in einer monografischen Ausstellung mal kennen lernen kann. Das ist ein Künstler, der in dieser entscheidenden Phase der Kunstgeschichte, in der die Grundlagen der Moderne gelegt wurden, eine ganz wichtige Rolle spielte. Aber aus verschiedenen Gründen, die man auch in der Ausstellung reflektieren kann, hat er in der Kunstgeschichte nicht den Platz bekommen, der ihm eigentlich gebührt. INTERVIEW: CHRISTOPH REIS

ab heute, 10 Uhr, im Rahmen von „Émile Bernard – am Puls der Moderne“, bis 31. 5., Kunsthalle