NPDler aus Kirchenvorstand entlassen

Die Propstei Königslutter hat den NPD-Kreistagsabgeordneten und Landtagskandidaten, Adolf Preuß, aus dem Amt des Kirchenvorstehers entlassen. Preuß war aufgefordert worden, die Partei bis zum 14. Dezember zu verlassen

Freiwillig legt Adolf Preuß, NPD-Ratsmitglied aus Süpplingen, sein Kirchenamt nicht nieder. Am Montagabend entließ ihn der Propsteivorstand der St.-Lambertus-Gemeinde aus dem Vorstand. „Wir hätten uns gefreut, wenn Sie Ihren christlichen Glauben über eine Parteiideologie gestellt hätten“ heißt es im Schreiben des Vorstands. Fast zwanzig Jahre hatte Preuß das Kirchenamt in der niedersächsischen Gemeinde inne. „Der Propsteivorstand hat keine Alternative gesehen“, sagt Michael Strauß, Sprecher der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig.

Seit Monaten war Preuß Doppelmitgliedschaft umstritten. Erst Presseberichte lösten die Debatte aus. In der Gemeinde störte sich dagegen auch der Pastor lange nicht an dem NPD-Mann. Intensive Gespräche folgten vor Ort und eine theologische Analyse des NPD-Parteiprogramms wurde vorgenommen. Das Parteiprogramm, sagt Strauß, offenbarte, dass „die dort vertretene Weltanschauung mit den Grundlagen des christlichen Glaubens nicht vereinbar sei“ (taz berichtete). In einem Gespräch am 26. November wollte der Vorstand von Preuß persönlich seine Einstellungen zu Kirche und Partei wissen: „Tragen Sie mit, dass in unseren Kirchengemeinden Flüchtlinge, Asylbewerber, Bleibeberechtigte und andere Ausländer aktiv mitarbeiten können? Hängt die Würde eines Menschen an der Zugehörigkeit zu seinem Volk?“. Preuß antwortete offenbar wahrheitsgemäß. Der Vorstand bat ihn die Partei bis zum 14. Dezember zu verlassen, um im Kirchenamt bleiben zu können. „Davon machte er kein Gebrauch“, hebt Propst Andreas Weiß hervor, betont aber: „aus der Kirche ist er nicht ausgeschlossen“. Die Geschicke der Kirche könne allerdings niemand mitlenken, der ein „menschenverachtendes und antidemokratisches Weltbild“ verinnerlicht habe. „Befremdet“ zeigte sich der NPD-Spitzenkandidat Andreas Molau, sei doch „in unseren Kulturkreis Kirche und Staat getrennt“.

Die von Weiß ausgemachte menschenverachtende Ideologie, erklärte die NPD, könne sie zudem überhaupt nicht in ihrer Forderung nach der Trennung von Schulklassen in Deutsche und Ausländer ausmachen.

In der Gemeinde dürfte die Entlassung Preuß einigen Unmut auslösen. Der Landwirt ist sehr beliebt und gilt als äußerst hilfsbereit. Bei der letzten Kirchenwahl erhielt der NPDler das zweitbeste Ergebnis. Auf Platz 17 hofft er nun für die NPD bei der Niedersachsenwahl Stimmen einzufangen. ANDREAS SPEIT