: „Katz-und-Maus-Spielchen“
VERANSTALTUNG Die Journalistin Andrea Röpke spricht über Bremer „Mischszenen am rechten Rand“
■ 50, ist Diplom-Politologin und freie Journalistin mit dem Themenschwerpunkt rechtsradikale Szene in Deutschland.
taz: Frau Röpke, wo sehen Sie momentan in Bremen Gefahr von Hooligan-Gruppen ?
Andrea Röpke: Die Gefahr besteht vor allem darin, dass rechte Hooligan-Gruppen versuchen mit fremdenfeindlichen Ressentiments bei den Pegida-Bewegungen und Anti-Flüchtlingsinitiativen anzudocken und sich als selbsternannte Ordnungshüter aufspielen. D.h., Mitglieder von rechten Gruppen wie Standarte Bremen verlassen ihr subkulturelles Milieu, um gefährliche Stimmung innerhalb einer breiten Gesellschaft zu schüren. Viel zu wenig ist bisher bekannt, dass sie durchaus über bundesweite Netzwerke verfügen und massiv über die sozialen Netzwerke agieren.
Hat sich nicht die „Standarte Bremen“ Ende Januar aufgelöst?
Das ist ein Katz-und-Maus-Spielchen mit den Behörden, ein strategischer Schachzug. Wenn, dann könnte es sich höchstens um eine taktische Umstrukturierung handeln. Deren Anführer sind aktiver denn je.
Sie sprechen heute über sogenannte „Mischszenen“. Was ist das?
Es geht vor allem darum, davor zu warnen, dass Fremdenfeindlichkeit, Männerkult und Gewaltbereitschaft Neonazis, Rocker, Hooligans und Anhänger der Kampfsportszene gefährlich eint.
Inwiefern?
Wir haben es im rechten Spektrum nicht mehr nur mit der NPD oder der Partei Die Rechte zu tun, sondern mit äußerst rassistischen und autoritären Gruppierungen, die sich in bürgerlich anmutenden Bewegungen einklinken, andererseits klare antidemokratische Vorstellungen einer homogenen Gesellschaft anstreben. Sie interessieren sich verstärkt auch für Parteien wie die AfD oder „Bürger in Wut“ . Deren Einfluss reicht über den rechter Parteien hinaus bis hin in die Sport-, Fitness oder Tattooszene. Der organisierte Rassismus hat viele Gesichter und diese „Mischszenen“ gehören dazu.
Welche Perspektive für den politischen Umgang sehen Sie im Hinblick auf die rechtsradikale Szene in Bremen?
Die Sicherheitsbehörden wiegeln zu sehr ab, was die Verbindungen zwischen Neonazis, Rockern und Hooligans angeht. Noch weniger ist bekannt über ideologische Sammelbecken rechtspopulistischer und islamfeindlicher Strukturen. Es gibt fast keine Prävention außer Verbotsankündigungen. Wir dürfen nicht länger den gleichen Fehler machen wie in den 1990ern, als Flüchtlingsheime brannten und Sicherheitsbehörden und Öffentlichkeit die Neonazi-Kameradschaften verharmlosten. INTERVIEW: CHRISTOPH REIS
19 Uhr, Lagerhaus