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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Die Musik von Goran Bregovic galt schon mal als der Soundtrack des Balkans: Damals war er in Deutschland vor allem durch die Filmmusik für den Regisseur Emir Kusturica („Underground“/„Schwarze Katze, weißer Kater“) bekannt geworden. Weil Goran Bregovic auf der von Russland einverleibten Halbinsel Krim aufgetreten ist, hat ein Konzertveranstalter aus Kiew jetzt ein Gastspiel des serbischen Musikers im Mai abgesagt. Das teilte der Club Stereo Plaza am Dienstag bei Facebook mit. Bregovic hatte am Freitag bei einem Konzert in Sewastopol gesagt, die internationalen Sanktionen wegen der Krim-Annexion vor einem Jahr kümmerten ihn nicht. „Wir vom Balkan haben ein starkes Gefühl für die Größe der Kultur, die aus dem Osten zu uns kommt“, sagte er mit Blick auf Russland. Der Westen sei bei diesem Thema etwas „paranoid“, meinte er.

Bisher läuft der Vertrag mit Frank Castorf, Intendant an der Volksbühne in Berlin seit 1992, 2016 aus. Ein Nachfolger steht noch nicht fest, obwohl ein Intendantenwechsel, eine Vorbereitung einer neuen Spielzeit deutlich mehr als ein Jahr Zeit braucht. Dass die Zeit langsam knapp wird und eine Entscheidung des Berliner Senats dringend ansteht, fiel vor zwei Wochen auf, als Castorf in einem Interview in der Zeit sagte, dass sein Vertrag „eine kleine Verlängerung“ erhalte. Die offene Besetzungsfrage haben der jetzige Berliner Bürgermeister und Kultursenator, Michael Müller, und der Kulturstaatssekretär Tim Renner von ihren Vorgängern geerbt. Ein Gerücht macht inzwischen die Runde, dass der Senat, wie gestern in der Süddeutschen Zeitung zu lesen war, mit dem derzeitigen Leiter der Londoner Tate Gallery, Chris Dercon, über eine Nachfolge Castorfs redet. Wie immer bei solchen hochkarätigen Besetzungsfragen, kommentiert die Kulturverwaltung ihre Verhandlungen nicht. Dass ein Kunstmann ein Theater übernähme, wirkt erst mal überraschend, macht aber auch skeptisch. Auch wenn es viele Verflechtungen zwischen Theater, Videokunst, theatralen Installationen und Performances gibt, fordert das Haus der Volksbühne doch vor allem Programme, die auf einer großen Bühne vor mehr als 1.000 Zuschauern funktionieren.