PROTOTYP FÜR NEUES LIEGEWAGENDESIGN : Moderner schlafen in der Deutschen Bahn
BERLIN | Wer eine Zeitreise in die Vergangenheit machen will, braucht heutzutage keine aufwendigen Apparate mehr, die leuchten, blinken, merkwürdige Geräusche machen und irgendwann zu qualmen anfangen, weil sich der Motor heiß gelaufen hat. Es geht viel einfacher: Man steigt in einen Nachtzug der Deutschen Bahn.
Sofern man einen findet. Denn die Bahn mag anscheinend keine Zeitreisen, jedenfalls hat sie in den letzten Monaten immer mehr Nachtzugverbindungen eingestellt. Insofern ist es eine gute Nachricht, wenn sie auf einen Protestbrief der Grünen hin antwortet: Sie plant einen neuen Liegewagen. Okay, keinen ganzen Wagen, sondern nur ein neues Innendesign, das die arg in die Jahre gekommene Ausstattung modernisieren soll, und es wird erst einmal nur ein Prototyp, aber hey, besser als nichts.
Vor allem haben die Designer die Chance, aus den Fehlern ihrer Vorgänger zu lernen. Zum Beispiel die Sache mit den Haken. Was man alles damit machen kann: Kleidung aufhängen und Gepäckstücke, Ladekabel so führen, dass niemand auf dem gefühlten Viertelquadratmeter stolpert, Halterungen für Kaffeebecher anbringen … Und wie viel Platz nehmen ein paar Haken weg in einem engen Liegewagenabteil? Eben. Ähnlich sieht es bei Steckdosen aus (zu wenig, vor allem bei voll besetzten Abteilen), bei Stauraum für Gepäck (nicht zu wenig, sondern nur unpraktisch geschnitten) und WLAN (bislang nicht existent).
Wenn der Prototyp fertig ist, soll es einen Markttest geben. Ob die Zahl der Nachtzugreisenden angesichts eines Prototyps steigen und sich die Einnahmesituation verbessern wird – mal schauen. Doch für Nachtzugfahrer wäre dann die Zeitreise perfekt: Sie müssten einfach nur in den nächsten Wagen gehen. SVE