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Archiv-Artikel

Rot

2005 Trousseau „Plein Sud“ Côtes du Jura, Rotwein trocken, Domaine Jean- François Ganevat, Jura – Frankreich, 17,95 Euro

Das ostfranzösische Jura, auch Franche-Comté oder Hochburgund genannt, ist eine weitgehend unbereiste Bergregion zwischen der Schweiz und Frankreich. Benannt ist die auch kulturell abgeschieden wirkende Gegend nach einem alten Kalksteingebirge, das an der Schweizer Grenze auf über tausend Meter ansteigt und dann wellenförmig zur französischen Saône-Ebene hin ausklingt. Oben im Gebirge liegen die Höfe von Milchbauern und Genossenschaftsmolkereien, die Comté, einen beliebten Hartkäse, erzeugen. In den westlichen Ausläufern wächst der Jurawein.

Bis heute ist das französische Jura eine bäuerlich-katholisch geprägte Grenzregion geblieben, weitgehend frei von Industrie und Tourismus. Viele der mittelalterlichen Dörfer und Kleinstädte wurden erhalten, doch nicht disneyartig restauriert. Hier kann man den Atem des wirklich Alten spüren. Man hat das Gefühl, das Jura sei ein besonderer Ort der europäischen Vergangenheit – und auch der Wein ist ein Kleinod. Die bekannteste Weinspezialität ist Vin Jaune, der gelbe Wein: ein staubtrockenes Weinkonzentrat, das sechs Jahre im Fass eindunstet, goldgelb oxidiert und älterem Sherry verblüffend ähnelt. Auch die anderen Juraweine werden luftbetont (oxidativ) erzeugt, was ihrem Geschmack oft eine rustikalere Note gibt. Dies gilt als Tradition. Weder in der Schweiz noch in Frankreich gibt es Ähnliches, nur in Spanien. Auch die Formen der Juraweinflaschen erinnern an alte spanische Flaschen. Jurawein ist ein Fremdling unter Frankreichs Weinen.

Das Jura stand im 16. und 17. Jahrhundert unter der Herrschaft der spanischen Habsburger, vermutlich wurde den Bauern die iberische Weinmethode aufoktroyiert. Später hielt man an der mediterranen Weinart fest und versuchte sie mit sich in Einklang zu bringen. Das glückt bis heute nicht immer. Kein Wunder, dass Bergkäse wie Comté oder Morbier stärker das Jura verkörpern als die sherryartigen Bauernweine. Sie haben einen archaischen Ausdruck und schmecken angenehm zu Comté und deftiger Kost, doch bleibt es fraglich, ob Fremdherrschaft und Zwang eine selbstidentische Weinkultur begründen können.

Seit einigen Jahren entstehen im Jura auch feinere Weine mit anspruchsvollen geschmacklichen Proportionen, die nicht so stark oxidiert sind. Es sind leise Weine, die tastend einen Weg aus der Vergangenheit zur Gegenwart suchen. Einer der interessantesten Vertreter dieser Richtung ist Jean-François Ganevat. Sein „Plein Sud“ ist ein Roter, der aus Trauben der Sorte Trousseau gemacht wurde, die nur im Jura wächst. Es ist ein Wein mit Intensität, der angenehm karg wirkt. Die hellrote Farbe schimmert ungekünstelt, am Gaumen entfaltet sich langsam eine verhaltene Frucht, die von herben Tanninen umhüllt ist. Wirkt subtil und erfrischend, ohne banal zu sein. Vielleicht ein festlicher Wein in dem Sinne, dass er einen kühlen Kontrapunkt zu überladener Festtagssküche bilden kann.

Bezug: Sechserkarton für 112,70 Euro inkl. Porto, Versand bei Vinum Spezialitäten-Kontor, Danckelmannstr. 29, 14059 Berlin. Fax (0 30) 3 22 66 22, Tel. (0 30) 3 22 66 19, E-Mail: VinumBerlin@gmx.de