„Erlebnis statt Bedürfnis“

KONSUM Mit der Aktion „Bremen sieht rot“ beginnt eine Schnäppchenwoche in der Bremer Innenstadt

46, ist Geschäftsführer der City-Initiative Bremen Werbung e.V., die die Interessen des Einzelhandels der Innenstadt koordiniert.

taz: Herr Halves, muss der Konsumrausch nach dem Weihnachtsshopping gleich mit einer Sale-Woche weitergehen?

Jan-Peter Halves: Diese Frage wird eigentlich durch die Gesellschaft beantwortet. Es werden zu Weihnachten immer mehr Gutscheine und Geldgeschenke überreicht, so dass erst recht nach Weihnachten viele Leute wieder einkaufen gehen.

Und wie ist es dann zu rechtfertigen, dass man für das gleiche Produkt auf einmal viel weniger Geld bezahlen soll als noch vor Weihnachten?

Wenn Sie vor Weihnachten in der Innenstadt waren, haben Sie gesehen, dass es auch da schon viele Reduzierungen gab. Aber jetzt müssen die Händler so langsam ihre Winterware aus den Läden bekommen. Es gibt seit Jahren die Entwicklung, dass die Wechsel zwischen Sommer- und Winterkollektionen immer früher stattfinden, so dass die Händler unter Druck geraten, die alten Kollektionen aus den Regalen zu kriegen.

Verdienen die Geschäfte bei solchen Reduzierungen überhaupt noch?

Je später die Saison, desto höher der Druck und dann ist es immer noch besser, einen Deckungspreis von den Produkteinkäufen zu erreichen, als gar keine Einnahmen zu machen.

Wie hat sich die Situation geändert, seitdem es keine einheitlichen Sommer und Winterschlussverkäufe mehr gibt?

Seitdem gibt es quasi dauerhafte Sale-Angebote: kollektionsbedingt, zu Werbeanlässen bei Filialeröffnungen oder Jubiläen.

Doch jetzt finden statt solcher Einzelaktionen wieder Gemeinschaftsaktionen wie die Rote-Woche statt…

Damit wird ein Mengeneffekt erreicht, weil es mehr Leute in die Bremer City zieht, wenn es in vielen Läden gleichzeitig Rabattaktionen gibt, als wenn es nur Einzelaktionen sind. Zum anderen vergrößert sich das Einzugsgebiet der Bremer City bei solchen größeren Aktionen. Es geht nicht mehr um Bedürfnisbefriedigung, sondern um den Eventcharakter der Aktion. Dann steigen auch Familien aus Oldenburg oder Cuxhaven ins Auto und fahren gemeinsam zum Shoppen nach Bremen.

Und es wird auch wirkliche Reduzierungen und nicht nur Schein-Angebote geben?

Der Einzelhandel ist langsam gezwungen, die Winterware loszuwerden. Und da der Winter bis jetzt viel zu warm war, wird noch besonders viel in der Lagern liegen, was jetzt durch Sonderangebote verkauft werden soll.

Ist Ihr Slogan „Mit ‚Bremen sieht rot‘ gewinnt der Euro an Wert“ da nicht vielleicht etwas zu hoch gegriffen?

Das ist weniger auf die Eurokrise allgemein bezogen, sondern soll ankündigen, dass die Leute in dieser Woche für ihren Euro mehr und qualitativ hochwertigere Produkte bekommen als vergleichsweise zu anderen Zeiten.  ANISSA BRINKHOFF

27. bis 31. Dezember 2011, Bremer Innenstadt