: „Keine Schirme und Hunde“
Kunsthistorikerin erklärt Anfänge der Kunsthalle
■ 56, freie Kunsthistorikerin, schrieb ihre Magisterarbeit über Andy Warhol und führt seit über zehn Jahren durch die Kunsthalle.
taz: Frau Will, warum beginnt Ihre Führung im Treppenhaus?
Dorith Will: Weil es im Zentrum des Gründungsbaus der Kunsthalle stand und die Besucher auf ganz besondere Art empfing.
Nämlich?
Eben nicht, wie damals üblich, mit pompösen Historiendarstellungen oder Herrscherporträts, sondern etwas gemütvoller: mit Landschaftsbildern, die Jahres- und Tageszeiten darstellten.
Warum wurde die Kunsthalle überhaupt gebaut?
Weil der Raum des Kunstvereins in den Börsen-Arkaden, wo Werke Hamburger Sammler vorher lagerten, zu klein wurde. Die Kunstvereins-Mitglieder haben sich 1846 überlegt, ein Museum – die Kunsthalle – zu gründen. Sie wurde 1869 eröffnet und war das erste Museum in Hamburg überhaupt. Gemeint ist der heutige Mittelteil der Kunsthalle, der „Altbau“.
Dessen Eingang heute nicht mehr benutzt wird.
Nein, und auch damals wurde er es zunächst nicht.
Warum nicht?
Weil der Eingang unbedingt zur Alster schauen sollte. Dann zeigte sich, dass die starken Westwinde der Außenalster ihn unbenutzbar machten. Die Besucher nutzten also einen Nebeneingang am Glockengießerwall, bis man für das große Portal einen Windfang gebaut hatte.
Was zeigt dessen Fassade?
Skulpturen, die wichtige Bildhauer und Maler wie Michelangelo und Raffael zeigen.
War die Kunsthalle für alle da?
Ja – mit Einschränkungen. Noch heute existiert dort eine Plakette, die auflistet, wer zur Gründungszeit Zugang hatte: Kinder in Begleitung von Erwachsenen, jeder „anständig gekleidete Bürger“. Schirme und Hunde dagegen nicht. INTERVIEW: PS
Führung „Das Altbautreppenhaus. Die Anfänge der Hamburger Kunsthalle“: 12 Uhr, Kunsthalle