: „4.000 Meter tief“
FÜHRUNG Das geowissenschaftliche Institut Marum zeigt seine Schätze
■ 61, ist Pressesprecher des Zentrums für Marine Umweltwissenschaften Marum an der Universität Bremen.
taz: Herr Gerdes, was gibt es auf der Führung durch das Marum zu sehen?
Albert Gerdes: Wir starten im Unterwasserkino…
Ein Kino unter Wasser?
Nein, wir zeigen Aufnahmen, die unser Tiefseeroboter, der bis 4.000 Meter tief tauchen kann, gemacht hat. Zum Beispiel von Kaltwasserkorallen im Mittelmeer oder von Schlammvulkanen im Schwarzen Meer. Das sind kleine Vulkane, die eben Schlamm statt Lava spucken.
Gibt es auch Tiere zu sehen?
Ja, obwohl wir ja ein geowissenschaftliches Institut sind, werden Tiere natürlich mitgefilmt. Da gibt es einige merkwürdige Fische zu sehen oder Springkrabben. Ganz spannend sind die heißen Quellen aus dem Pazifik, die etwa in 2.500 Meter Tiefe liegen: Bei denen kann man sich gut vorstellen, wie einmal Leben entstanden ist. Das ist eine Schnittstelle zwischen belebter und unbelebter Natur.
Nun sind die Lichtverhältnisse in solchen Tiefen ja nicht so gut.
Stimmt, ab 200 Meter Tiefe dringt kein Licht mehr durch. Deshalb ist unser Tauchroboter mit einer Leiste von Scheinwerfern ausgestattet, die insgesamt ein Energievolumen von 5.000 Watt haben.
Kann der Roboter bei der Führung bestaunt werden?
Ja, wir haben das Glück, dass er gerade noch in unserer Gerätehalle steht, bevor er am 12. Januar auf die nächste Expedition geht.
Wo geht es hin?
Vor die japanische Küste, wo wir den Meeresboden in der Region des Epizentrums des Bebens vor einem Jahr untersuchen werden.
Keine Angst vor Radioaktivität?
Nein, das Epizentrum liegt weit genug weg von Fukushima.
Bei der Führung gehen Sie auch ins Bohrkernlager. Können Laien dort überhaupt etwas erkennen?
Ja, wir gucken uns einen Kern an, an dem die Umweltgeschichte farblich deutlich sichtbare Spuren hinterlassen hat. Es gibt aber auch Kerne, die sind einfach nur grünlich-grau, da braucht man dann schon einen geschulten Blick.
Wie viele Kilometer Kern lagern bei Ihnen?
Insgesamt 142 Kilometer, die einen Blick auf 65 Millionen Jahre Erdgeschichte ermöglichen. Der längste einzelne Kern misst zusammengesetzt zwei Kilometer. Interview: EIB
Die Führung ist ausgebucht. Weitere Termine unter www.marum.de