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Archiv-Artikel

Hammer Bürofenster der Linksfraktion in Trümmern

KRIMINALITÄT Unbekannte verüben Anschlag auf Abgeordneten-Räume. Rechte Parolen fehlen aber

Unbekannte haben in der Nacht zum 26. Dezember Steine auf das Büro der Hamburger Linksfraktion geworfen. Dabei ging die Frontscheibe des Büros des Bürgerschaftsabgeordneten Tim Golke im Stadtteil Hamm zu Bruch. Spaziergänger hatten den Schaden in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag entdeckt.

„Das eingeworfene Fenster gehört unverkennbar zum Büro der Linken“, sagt Golke später. Er schließe einen politischen Hintergrund der Tat nicht aus, sagte der 29-jährige Sozialpolitiker der taz und fügte hinzu: „Wir lassen uns von Polit-Hooligans nicht einschüchtern. Mit Gewalt wird man uns nicht los.“

„Der Anschlag kam für uns schon sehr überraschend“, sagte auch Fraktionssprecher Ulf Schönert der taz. Ob es eine spontane Tat war oder eine geplante Aktion, konnte er noch nicht sagen. Spuren gibt es nämlich wenige, und auch die Polizei weiß noch nichts über mögliche Täter: Am Tatort fanden sich weder ein Bekennerschreiben noch hingesprühte Szenecodes.

In Hamburg war dies der erste Anschlag auf ein Büro der Linksfraktion. Bundesweit werden dagegen seit Jahren – neben Büros von CDU und SPD – auch Räume der Linksfraktion angegriffen. Mit steigender Tendenz: So standen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Politiker und ihre Mitarbeiter morgens schon oft vor gesplitterten Scheiben, zugeklebten Türschlössern und besprühten Wänden. Und nachts hinterließen die Täter oft auch eindeutigere Botschaften wie „NS_Revolution“ etwa in Bad Doberan oder an Fassaden gesprühte Hakenkreuze.

„Solche Angriffe werden von Jahr zu Jahr häufiger“, sagte Ranka Prante, Landtagsfraktionsvorsitzende der Linken in Kiel. Norbert Nieszery, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion in Schwerin, ergänzt: „Eine zunehmende Radikalisierung der Nazis ist zu beobachten.“

Zu Prozessen oder gar Verurteilungen kam es in Norddeutschland bislang allerdings nie, weil die polizeiliche Suche nach den Tätern stets erfolglos blieb. ANDREAS SPEIT