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Archiv-Artikel

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Leoparden küsst man nicht USA 1938, R: Howard Hawks, D: Katharine Hepburn, Cary Grant

In dem leider inzwischen eingestellten Forum „25 frames“ stand diese schöne Kurzkritik des Komödienklassikers: „Zur Zeit seines Erscheinens ein Flop bei Kritik und Publikum (Hawks: ,Der Film hatte einen großen Fehler. Es gab keine einzige normale Figur.‘), mittlerweile ein verdient anerkannter Komödienklassiker. Cary Grant, der Unnachahmliche, gerät als verknöcherter Saurierforscher an die resolute, strahlende Katherine Hepburn, die unter Missbrauch von Golfschlägern, Kleidern, Automobilen und noch mehr zur Zerstörung geeigneten Artefakten der Zivilisation dem Wissenschaftler das Leben zur Hölle und die Leinwand zur explosiven Fläche wildwuchernder Gags macht. Am Ende ist Grants Lebenswerk ruiniert und er endlich ein glücklicher Mann. Damit qualifiziert sich ,Bringing Up Baby‘ neben der Tatsache, dass er 102 der lustigsten Minuten präsentiert, die je in Zelluloid gefasst wurden auch als eines der optimistischsten Werke in Hawks’ Komödienschaffen: Es gibt einen (kurzfristigen) Ausweg aus der Umnachtung und er heißt Liebe.“

Donnerstag, 17 Uhr im Metropolis

The Baby of Macon Großbritannien/Frankreich/Niederlande 1993, R: Peter Greenaway, D: Julia Ormond, Ralph Fiennes

In schönsten Goldtönen und einer prachtvollen Theaterkulisse suchen drei Frauen mit klebrigen Fingern in einer Nachgeburt nach Zeichen einer Weissagung. Der Leichnam eines Kindes wird von einer Volksmenge zerstückelt, und zu jedem abgetrennten Körperteil wird fein säuberlich ein Sprüchlein aufgesagt. Eine Jungfrau wird vergewaltigt –aber nach mathematisch genauen Spielregeln, die die Anzahl der Täter festlegen und auf einem riesigen Spielbrett mit Holzfiguren illustriert werden. Aus solchen Szenen ist Peter Greenaways „Das Wunder von Macon“ zusammengesetzt, und so ähnlich funktionierte seit dem „Kontrakt des Zeichners“ jeder seiner Filme. Die Geschichte vom Wunderknaben, der im 17. Jahrhundert als Heilsbringer zuerst von seiner ehrgeizigen Schwester und dann von der Kirche ausgebeutet wird, mag noch so kunstvoll und verschlüsselt inszeniert sein. Die Parabel über die Vermarktung der kindlichen Unschuld wirkt unangenehm spekulativ, weil sie zu offensichtlich nur als Vorwand für Greenaways Mischung von Formalismen mit Blut, Schweiß und Tränen dient. Auch die Denksportaufgaben, die früher nicht wenig zum Reiz der Filme von Greenaway beitrugen, wirken jetzt eher nervend. Natürlich ist er immer noch ein Virtuose der verschachtelten Komposition, der sein Publikum systematisch überfordert. Die Geschichte des Wunders von Macon wird etwa als Theaterstück vorgeführt, und sowohl die Darsteller wie auch die Zuschauer kommentieren nicht nur das Stück, sondern greifen direkt ins Geschehen auf der Bühne ein, so dassdie Ebenen des Stückes, der Aufführung und der filmischen Inszenierung kompliziert ineinander verwoben werden. Aber inzwischen traut sich der tumbe Zuschauer schon mal zu fragen: Was soll’s?

Der Film läuft in der Filmreihe „Wunder“ zur Ausstellung in den Deichtorhallen am So, 17.00, Mo, 19.00 und Mi, 21.15 im Metropolis