: Wenn Glässgen den Strom abdreht
Es gibt derzeit noch keine Abrissgenehmigung für den Sendesaal. Radio Bremen macht Druck – aber die Käufer des Hörfunk-Geländes haben ihr Rücktrittsrecht vom Kaufvertrag um ein Jahr verlängert
Von Klaus Wolschner
„Dann stellen wir den Strom ab. Dann ist der Sendesaal innerhalb von wenigen Wochen Schrott.“ So kurz und bündig hat der Intendant von Radio Bremen, Heins Glässgen, das neue Jahr für den Sendesaal beschrieben. Der 55 Jahre alte Musiksaal, damals ein Geschenk der USA für den neuen Bremer Rundfunk, stört die Investorenpläne. Und er ist teuer – weil er permanent klimatisiert werden muss. Bis zum 14. Dezember, das hatte der Bausenator Reinhard Loske (Grüne) der Initiative mitgeteilt, die den Sendesaal im Rahmen eines Wohnprojektes für musikbegeisterte Menschen retten will, sollte sie einen Investor finden.
Der konnte nicht präsentiert werden – und so rechnen die Käufer und auch der Intendant mit einer Abrissgenehmigung. Ausgerechnet der frühere Bausenator Jens Eckhoff (CDU), der derzeit ein privates Talk-Portal „www.bremercafepod.de“ betreibt, hat Glässgen interviewt und und nach dem Zeitplan gefragt. „Am 31. 12. stellen Sie den Strom ab?“, will Eckhoff wissen. Glässgen: „Wenn ich wüsste, dass am 1. Februar jemand kommt, der ihn kaufen will, dann würde ich auch noch mal vier Wochen länger den Strom da lassen, aber ich kann ihn nicht endlos bezahlen.“
Die Abrissgenehmigung gibt es aber nicht mehr in diesem Jahr, denn es laufen noch Gespräche. Und so wird wohl der Strom nicht zum Neujahrstag abgestellt. Klar ist nur: Radio Bremen wird sich an einem Rettungskonzept nicht beteiligen, und das, obwohl das neue Funkhaus nicht über einen Saal verfügt, in dem man klassische Musik spielen und aufnehmen kann. Im Talk mit Eckhoff erinnert Glässgen daran, dass Radio Bremen seine Susgaben um 40 Prozent reduzieren musste. „Wir können den Sendesaal … nicht mehr finanzieren.“
Wirtschaftlich lässt sich der Saal nach Einschätzung von Glässgen nicht betreiben – weil er zu klein ist und daher nicht geeignet für Konzerte, die über zahlende Besucher zu finanzieren sind. „Der Sendesaal hat eine falsche Größe, er ist auch nicht gebaut worden als Konzertsaal, sondern als Studio für ein Orchester. Er hat eine Größe, die nicht wirtschaftlich ist.“ Also bedürfe es eines Mäzens: „Ich habe in den letzten Jahren leider keinen gefunden, der jedes Jahr ein paar hundertausend Euro übrig hat und diese paar hundertausend Euro als Mäzen hier investieren will.“ Für Glässgen scheint zudem die akustische Qualität nicht so einzigartig zu sein: Er meinte, dass es „den Sendesaal an anderen Stellen auch gibt“.
Radio Bremen jedenfalls hat das Gelände verkauft und braucht den vollen Verkaufserlös für die Finanzierung des Neubaus. Allerdings hat Radio Bremen zugestimmt, dass das vertragliche Rücktrittsrecht der Käufer nicht schon am 31. 12. 2007 ausläuft, sondern erst am 31. 12. 2008. Da wäre also noch mehr Zeit als bis Ende Januar, wenn der Strom nicht abgestellt würde.