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Archiv-Artikel

Norwegens antirassistisches Gesicht

Sie wurde 2007 Norwegens antirassistisches Gesicht.“ Mit dieser Begründung verlieh das norwegische Nachrichtenmagazin Ny Tid jetzt Kohinoor Nordberg den Titel „Årets nordmann“ – Norwegerin des Jahres. Keiner habe ihr diesen Rang streitig machen können, meint die Redaktion. „Weder was die Sache, das Engagement noch ihren moralischen und medialen Einfluss angeht.“

Kohinoor Nordberg ist eine Frau, die 2007 einiges bewirkt hat. Vor allem hat sie einem Land die Illusion genommen, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit seien etwas, was es nur jenseits der eigenen Grenzen gibt. Auch für die 34-Jährige selbst, die aus Bangladesch stammt, waren am 6. August Teile des Bildes über ihr neues Heimatland zusammengebrochen. An diesem Tag wurde ihr Ehemann Ali Haji Mohamed Farah im Sofienbergpark in Oslo niedergeschlagen und zog sich beim Sturz auf den Asphalt eine schwere Kopfverletzung zu. Die zur Hilfe gerufenen Ambulanzfahrer weigerten sich, den „betrunkenen Schwarzen“ mitzunehmen und ließen den Hilflosen liegen. Kohinoor musste ihren Mann mit dem Taxi in die Klinik bringen, wo ihn die Ärzte sofort operierten. Aufgrund des verspäteten Eingriffes kam es zu Komplikationen, Farah konnte gerade noch gerettet werden und erst Mitte November das Krankenhaus verlassen, um zu seiner Frau und der gemeinsamen Tochter Shadia zurückzukehren.

Der eigentliche Skandal begann nach dem 6. August. Ambulanzpersonal, das sich herausredete, PolitikerInnen, die diesem glaubten und Diskriminierungsvorwürfe weit von sich wiesen: So etwas könne vielleicht in den USA passieren, aber doch nicht in Norwegen.

Kohinoor, in Dhaka geboren, machte ihrem Hindi-Namen, der „Fels aus Licht“ bedeutet und nach dem auch der weltgrößte Diamant benannt worden war, alle Ehre. Mit Hilfe einiger Journalisten, die an ihre Version glaubten, wurde der Vorfall aufgeklärt und dokumentiert. Dass Norwegen ein Problem mit der Diskriminierung von MigrantInnen hat, bezweifelt jetzt niemand mehr. Denn nun trauten sich auch andere, sich zu melden, und das Thema landete ganz oben auf der politischen Tagesordnung.

„2008 werde ich fortfahren, meine Botschaft gegen Ungleichbehandlung auf Vorträgen und Konzerten zu verbreiten“, kommentiert Kohinoor ihre Ehrung. Mit drei Jahren nach Norwegen adoptiert, begann sie schon als 12-Jährige mit Musik- und Theaterauftritten und kam im März 2007 mit ihrem Debütalbum „Kohi de Browny“ heraus. Ihre Musik umschreibt sie selbst als „Mischung aus Dancehall Reggae, sogenannter Weltmusik und selbstbiografischem Hiphop“.

REINHARD WOLFF