: „Arbeit ändert sich radikal“
ZUKUNFT Eine Ausstellung beschäftigt sich damit, wie intelligente Technik die Berufswelt verändern wird
■ 50, die Historikerin promovierte in Wirtschafts- und Sozialgeschichte und arbeitet als Kuratorin am Museum für Arbeit.
taz: Frau Müller, die neue Ausstellung im Museum der Arbeit heißt „Schöne, schlaue Arbeitswelt“. Wie sieht diese Welt aus?
Rita Müller: Das ist eine Welt mit intelligenten Systemen und vernetzten Technologien, eine schlaue Welt eben – etwa mit intelligenter Schutzkleidung oder Datenbrillen. Schön ist sie deshalb, weil damit der Gedanke verbunden ist, dass uns die Technik von Arbeiten entlastet, die wir nicht mögen. Solche Systeme unterstützen uns – und in Zukunft denken sie vielleicht auch für uns.
Nimmt die Technik dem Menschen die Arbeit ab oder weg?
Es gibt natürlich Prognosen, die letzteres befürchten. Die haben wir aber schon seit vielen Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten – man denke an die Industrialisierung. Natürlich verändert sich das Arbeiten noch mal radikal, wenn die alte Vision vom „Kollegen Roboter“ so weit geht, dass man ihn nicht mehr programmieren muss, sondern anlernen kann, so wie einen Arbeiter. Aber das ist noch in weiter Ferne.
Kann Technik überhaupt intelligent sein?
Naja, Intelligenz meint in diesem Fall, auf Daten von hochentwickelten Sensoren reagieren zu können. Ein Beispiel ist intelligente Schutzkleidung bei Feuerwehrleuten, die mit solchen Sensoren ausgestattet ist. Einerseits, könnte man die Feuerwehrleute damit orten, die Kleidung kann dann aber auch Vitaldaten, wie Puls und Körpertemperatur, senden. Also Daten, die darauf hinweisen, ob jemand in Gefahr ist.
Welche Probleme bringt eine solche Arbeitswelt mit sich?
Um beim Beispiel der intelligenten Schutzkleidung zu bleiben: Es drängt sich natürlich bei dieser Masse an personenbezogenen Daten, die zudem noch in ein Netz gegeben wird, die Frage nach der Datensicherheit auf. Das ist noch ein großes Problem, das bisher nicht abschließend bedacht ist.
Was für Schwierigkeiten gibt es neben dem Datenschutz noch? Da gibt es zum einen die rein körperlichen Auswirkungen. Denkt man an die Datenbrillen, geht es in der Forschung etwa um ganz konkrete Arbeitsbedingungen, sprich, ob das Arbeiten damit Kopfschmerzen verursacht. Andererseits geht es natürlich auch um komplexere Fragen, wie der, wozu ein solches Vertrauen in die Technik auf längere Sicht führt und ob damit nicht ein Rückgang der eigenen Fähigkeiten einhergeht, Gefahren und Situationen einzuschätzen. INTERVIEW: FAL
Ausstellung „Schöne schlaue Arbeitswelt“ bis zum 17.5.: Museum der Arbeit, Wiesendamm 3