: Mit Milchmüll zur Molkerei
■ Bremer Initiative gegen Milchtüten kippt monatlich die gesammelten Tüten in der Molkerei ab / Pfandflaschen oder lose Milch statt plastikbeschichteter Papiertüten
Kurzentschlossen luden Kinder, Männer und Frauen aus vier Bremer Haushalten Anfang Juni sechs blaue Müllsäcke in der Verwaltung der Bremerland-Molkerei ab. „Der Müll gehörte denen ja schließlich“, begründete Erhard Heimsath von der Milch-Initiative gegenüber der taz. Die leichten Säcke hatten es in sich: Schon lange hatten diese BremerInnen ihre enormen Abfallberge zu Hause mit Unwillen betrachtet. Viel zu viel Platz, so stellten sie fest, nahmen die leeren Milchtüten im Hausmüll ein. Und weil die Pappgebilden eben nicht nur aus Pappe, sondern innen auch kunststoffbeschichtet sind, entsteht giftiger Rauch beim Verbrennen in der schlechtgefilterten
Bremer MVA.
Für den Bremerland-Geschäftsführer, Bandmann, ist allerdings die Verbrennung von Milchtüten schon 'Recycling‘. Umweltverschmutzung sieht er darin nicht, denn: „Die Kunststoffbeschichtung ist ja so dünn.“ Bremerland hat seine eisernde „Milchkuh“, aus der man früher lose Mich melken konnte, inzwischen eingemottet - auch aus „hygienischen Gründen“.
Augenblicklich verkauft Bremerland immerhin zu acht Prozent Milch in 1,5-Liter-Flaschen: Umgerechnet zehn Pfennig mehr als für Tütenmilch sind KundInnen bereit, für die Mehrweg -Flaschen auszugeben. Flaschenmilch von Bremerland wird aus
wirtschaftlichen Gründen in einer Molkerei bei Oldenburg abgefüllt. Bremerland wartet nach Auskunft von Geschäftsführer Bandmann noch auf „den sensibilisierten Verbraucher“, um bei Bedarf dann auf Flaschenabfüllung umzustellen und in eine Bremer Anlage zu investieren: „Wir befassen uns intensiv damit und planen.“ Nach der Milchtüten -Aktion jedenfalls hätten reihenweise besorgte KundInnen in der Molkerei angerufen, um für ihre Einwegtüten einzutreten.
Britta Webe
Die Milch-Initiative ruft auf, den nächsten 'Rückgabetermin‘ in der Bremerland-Molkerei in der Admiralsstraße (Findorff) wahrzunehmen: Donnerstag, 7.7., 14 Uhr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen