MIT HAND UND FUSS

■ "Männerheit" im Transformtheater

Zwei Männer treffen sich in der Wüste. Ein Haus bauen, einen Apfelbaum pflanzen, einen Sohn zeugen... d.h. ein Zelt aufzubauen, ein Feld aufbauen, und um letzteres zu vermeiden hat man die Herren in die Wüste geschickt, um sie dort von ihrer dichotomischen Bewußtseinslage zeugen zu lassen.

Männerheit ist eine Wortschöpfung für die soziologische Dimension einer Gattung, deren Wichtigkeit von Marginalitäten genährt wird, die man an den Insignien des Tuns und Seins, Aktentasche und Schaufel, Symbole für Tat und Verstandeskraft erkennt.

Was der eine hat, will der andere auch, aber größer; was der eine kann, will der andere auch, aber besser. Sie sind sich so ähnlich, daß sie im ständigen Wettstreit miteinander „Anders sein“ nur als hierarchische Kategorie definieren.

Schon die Begrüßungszeremonie, stumm und aussagekräftig, gestaltet sich schwierig. Beiden steht das gleiche materielle und ideelle Instrumentarium zur Verfügung, daher ist gleich und gleich zwar kongruent, aber für ein Gegenüber sehr hinderlich, wenn die eine Hand zum Hut gereckt, die andere zum Gruß gereicht, auf das gleiche diametral entgegengesetzt trifft.

Hinter Aktentaschen verbarrikadiert, weist die vorsichtig zum Gruß vorgestreckte Hand revolverähnliche Züge auf. Erst die als Parole vice versa gezückten Kreditkarten zeigen, daß sie der gleichen Glaubensgemeinschaft angehören. Gegenseitiges Ein- sprich: Abschätzen wird zum wortwörtlichen Beschnüffeln. Das geografische wie auch ideologische Terrain wird mit kindischen Tip-Top-Schritten sondiert und vermessen, das Zelt wird errichtet und aus ihren schwarzen Aktenköfferchen ziehen sie das Instrumentarium, um die Welt zu ordnen.

Konkrete Handlungen, dem sozialen Kontext entrisssen, werden absurd und stellen das sich hinter ihnen verbergende Moment einer ideologischen Struktur bloß. Banalitäten werden beiläufig ernsthaft zu Wichtigkeiten stilisiert. Mit spielerischer Leichtigkeit entwickelt sich eins aus dem anderen, geht nahtlos ineinander über, nicht in aneinander gereihter Situationskomik, sondern in durchgängig inszenierter Absurdität reichen sich die Assoziationen die Hand. Alles hat Hand und Fuß, wie die mit wichtiger Miene hervorgekramten Hand- und Fußzeichnungen dokumentieren.

Kuppel und Jaspersen, durch den Gordischen Knoten ihrer Krawatten auf engste verknüpft, zeigen, daß das Problem nicht im Knoten, sonden an den Enden sitzt.

Selten erheben sie ihre Stimme. Wenn, dann im Zweiklang, der immer einen Zweiklang birgt. Stellt der eine einen Zustand fest, muß der andere, immer auf Beteiligung bedacht und vor der Benachteiligung auf der Hut, eben solchen bestätigen. Der Wind legt sich. Ja, der Wind hat sich gelegt. Der parallel geführte Kommentar über den Aufbau des Zeltes zeugt von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Der eine Apfel vom Baum der Erkenntnis bzw. aus der Aktentasche des Erkennens in beider Münder verführt sie zu einem wissenschaftlichen Diskurs.

Zwei Männer treffen sich in der Wüste. Und bauen ein Zelt auf, sagt der eine. Und bauen ein Feld auf, sagt der andere. Und bauen eine Welt auf, sage ich. (nur gut, daß auch männer von frauen erzogen werden, sage ich. sezza)

Klein

„Männerheit oder die Zeit ist blau“, 26.6., 22Uhr, transformtheater, 25.6., Termin tel., erfragen.