Ein Zentrum für die Fabrik der Zukunft

Im „CIM-Integrationszentrum“ neben der Uni werden Probleme bei der Fabrik-Automatisierung gelöst / Bis 1990 ist der Aufbau abgeschlossen / Zuschüsse werden allmählich durch Projekte ersetzt / Die Kundschaft reicht vom Handwerker bis zu MBB  ■ biite

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Gespenst rein

Wer zum CIM-Zentrum will, muß noch einige Zeit an der Pförtnerin des BITZ vorbei und durch eine Stahltüre in eine stille, düstere Halle mit einigen unbenutzten Werkzeugmaschinen. Im Hintergrund werkelt ein Mann im Overall im Schein einiger schwacher Lampen. Licht kommt vor allem aus den abgetrennten Büros an der Außenwand der Halle.

Das ist schon - jedenfalls auf den ersten Blick - das „CIM -Integrationszentrum“, wie es mit vollem Namen heißt. CIM steht für computer integrated manufacturing, „Computer -integrierte Fertigung“. Hier werden Probleme erforscht, die sich durch die Automatisierung in einer Fabrik, zwischen einzelnen Bereichen in der Produktion und zwischen Fabrik und Büro ergeben.

Besonders profitabel, aber auch besonders schwierig umzusetzen ist das CIM-Konzept im Bereich des Maschinenbaus. Ein Kunde bestellt beispielsweise ein Getriebeteil, für das er bestimmte

Maße vorgibt. Diese Teil wird am Bildschirm konstruiert und fast sofort auf einer computergesteuerten Werkzeugmaschine hergestellt. Lagerhaltung, der Materialfluß in der Fabrik, die Qualitätskontrolle, das Rechnungswesen und die Personalplanung für den flexibilisierten Arbeitnehmer werden gleich mitgeplant. Das alles - mit jeweils ganz unterschiedlichen Systemen - ergibt unendlich komplexe Schwierigkeiten, die bei ganz unterschiedlichen Firmenstrukturen Stück für Stück gelöst werden müssen. CIM -Fabriken, die ihren Namen verdienen, gibt es nur als komplette Neubauten. CIM-Technologen beschäftigen sich deshalb vor allem mit der allmählichen Vernetzung einzelner Bereiche in der Fabrik. Das ist auch die Hauptaufgabe des Zentrums in Bremen.

Organisatorisch gehört es zwar zum BIBA, zum „Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaften“, aber bis ein Neubau am Hochschulring zu Anfang der 90er Jahre die verstreuten BIBA-Bereiche unter einem Dach aufnimmt, ist es noch im BITZ, dem „Bremer Innovations-und Technologie-Zentrum“ neben der Uni, untergebracht.

Diplom-Ingenieur Heinrich Weber, Leiter des Zentrums, erklärt gleich, warum es so still in der Halle ist: Das Zentrum war ein Teil der BremTec-Messe, und die StudentInnen, die hier arbeiten, haben während die vier Tage zu Monatsbeginn ihr Stunden-Deputat für den Juni bereits aufgebraucht. Ein knappes Dutzend wissenschaftlicher und technischer Mitarbeiter bilden die

sprunghaft gestiegene Belegschaft, mehr als die Hälfte von ihnen aus Fördermitteln des Arbeits-und des Sozialamts bezahlt.

Eröffnung war 1986, zu ersten BremTec. Im ersten Jahr wurde es noch voll aus verschiedenen „öffentlichen Händen“ bezuschußt. Jetzt beträgt der Anteil der Eigenleistung 60 Prozent; 1989 soll er auf 75 Prozent steigen. Nach drei Jahren muß sich das Zentrum aus seinen eigenen Leistungen heraus tragen. 920.000 DM machte der Haushalt des CIM -Zentrums im letzten Jahr aus, 1,3 Milionen sind es 1988, und im nächsten Jahr wird es noch einmal eine „deutliche“ Steigerung geben, sagt Weber. Danach werden sich die Zuwachsraten auf etwa 5 Prozent jährlich einpendeln, vermutet er.

Das Geld kommt aus verschiedenen Töpfen. Als Fremdleistungen gelten Mitarbeiter-Schulungen für Firmen. Im Zentrum werden zudem arbeitslose Akademiker ausgebildet, die in ihren erlernten Berufen keine Chancen mehr haben. Und Mittelständler und Handwerker werden beraten, wie sie möglichst wenig Geld für Hard- und Software ausgeben können.

Haupteinnahmequellen sind jedoch die Projektarbeiten, die aus Bremen, Bonn und Brüssel bezuschußt oder getragen werden. So finanzierte der Wirtschaftssenator teilweise eine Studie, mit der Krupp Atlas Elektronik (KAE) Probleme mit Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Computersystemen in der KAE-Produktionsabteilung in den Griff bekomen will. Für die Werften wurde geprüft, wie sich Teile am besten normieren las

sen, und für MBB wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem räumlich gekrümmte Bleche über fünf Achsen gefräst werden können. Am Einträglichsten sind jedoch die EG-geförderten Projekte, etwa eine Arbeitsstation für Facharbeiter, der bei Fehlfunktionen schnell eingreifen soll.

Die ganz großen Projekte hat BIBA-Leiter Hirsch selbst nach Bremen geholt - er gilt als internationale Koryphäe auf dem Gebiet der Produktionssystematik und leitet selbst den CIM -Bereich im Rahmen des EG-Forschungsprogramms „Esprit“. In Bremen und umzu werben Uni und Senat

unermüdlich - nur bei den Geldern aus Bonn sind noch nicht ausgeschöpfte Ressourcen gesichtet worden. „In der Vergangenheit sind diese Töpfe nicht beachtet worden“, klagt Heinrich Weber. Das soll sich ändern - „bis wir einwohneranteilig berücksichtigt werden“.

mc