: Mehr Öffentlichkeit-betr.: "Hungerstreik in der JVA Schwalmstadt", taz vom 10.8.88
betr.: „Hungerstreik in der JVA Schwalmstadt“,
taz vom 10.8.1988
(...) Langsam bekomme ich (und nicht nur ich) das Gefühl, daß ihr es mit einer KnastleserInnenbriefseite alle 14 Tage und den Aufforderungen an eure freien Leser - einmal ein Paket in die Knäste zu schicken - bewenden lassen wollt. Na prima, aber wir Gefangenen brauchen keine Zeitung, welche ihre Aufgabe darin sieht, die kirchlichen Wohlfahrtsverbände zu ersetzen, sondern wir brauchen jemand, der Öffentlichkeit herstellt. Das bedeutet aber nicht nur im dpa-Stil zu informieren, das bedeutet, über Hintergründe zu berichten. Es bedeutet, über die alltäglichen Skandale, die hinter meterhohen Mauern sich jeder gesellschaftlichen Kontrolle entziehen, zu berichten.
Nur vier Zeilen hat m.b. für seine Leser, um ihnen deutlich zu machen, warum Gefangene ihre Gesundheit in die Waagschale werfen. Alleine die Formulierung: „Die Gefangenen protestieren - nach eigenen Angaben - gegen das schikanöse Verhalten der Anstaltsleitung der JVA Schwalmstadt“, macht das blanke Desinteresse offen sichtbar.
Ich kenne diesen Anstaltsleiter, erinnere mich an den ersten und bis heute einzigen Knaststreik in der Bundesrepublik, der sich nicht zuletzt durch das menschenverachtende Verhalten dieses Herrn entzündete. An und unter seiner Führung leiden nicht nur die seiner Macht unterworfenen Gefangenen, auch Mitarbeiter des Knastes verzweifeln an seinem Stil. Ein Knastchef, der von sich sagt, „ich bin eine monokratische Behörde“, und der den Knast diktatorisch regiert, hätte eine kritischere Öffentlichkeit verdient, aber auch die taz schläft. (...)
Peter Stegmeier, JVA Kassel
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