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Galla kriegt Konkurrenz

■ Verstaubte Akte belegt: Gesundheitssenator hatte bei Galla-Berufung durchaus personelle Alternativen / Qualifiziertere Mitbewerber im Vorfeld „aussortiert“

Wie konnte Aribert Galla Verwaltungsdirektor im größten Bremer Krankenhaus werden? Zum x-ten Male wird sich heute der St.-Jürgen-Ausschuß mit jenem großen Geheimnis am Anfang eines noch größeren Krankenhaus-Skandals befassen. Und er wird vom heutigen Zeugen und Gesundheitssenator a.D., Herbert Brückner, wahrscheinlich die gleichen Antworten bekommen, die er schon von dessen damali

gem Stellvertreter bekam.

Wie hatte sich gleich noch Brückners ehemaliger Senatsdirektor und heutiger Vulkan-Chef, Friedrich Hennemann, über seinen ehemaligen Kollegen Aribert Galla rückblickend eingelassen? Ach, richtig: Der Kandidat für den Posten des St.-Jürgen-Verwaltungsdirektors habe sich an der „unteren Grenze der zu fordernden Qualifikationen“ bewegt, hatte Hennemann dem St.

Jürgen-Ausschuß über Galla anvertraut. Nur habe sich beim besten Willen kein qualifizierterer Bewerber finden lassen als der „Hausbewerber“ Galla.

Beweise, die an dieser Version der Ernennung des damals 33 -jährigen Oberleutnants der Reserve und diplomierten Volkswirts ohne Management-Erfahrung zweifeln lassen, liegen seit Jahren unbeachtet auf einem Dachboden des Bremer Börsenhofs, den die Bremische Bürgerschaft auch als Aktenlager nutzt. In den meterlangen Ordner-Regalen verstaubt auch einer, der eine komplette Liste der damaligen Bewerber enthält, den Untersuchungsausschuß St.-Jürgen -Straße allerdings bislang nicht beschäftigt hat. Kopien liegen den Ausschußmitgliedern nicht einmal vor.

Laut dieser Liste gehörte zu den Kandidaten damals zum Beispiel der Bewerber D. D. verfügte nicht nur über den gleichen Studienabschluß wie Aribert Galla, er hatte darüberhinaus langjährige Erfahrungen im Krankenhaus -Management, war zunächst Direktionsassistent, dann Leiter eines nordrheinwestfälischen Krankenhauses und schließlich Verwaltungsdirektor einer hessischen Klinik. D. wurde nicht einmal zu einem Anhörungsgespräch eingeladen.

Nicht eingeladen wurden z.B. auch der Verkaufsleiter eines großen Tabakkonzerns und Dozent einer Akademie für praktische Betriebswirtschaft und ein promovierter Politologe und gelernter Diplomkaufmann, der - im Gegensatz zu Aribert Galla - als Leiter der Marketing-Abteilung in einem großen Elektronik-Konzern durchaus Managementerfahrung vorweisen konnte. Als - nach Kriterien der Gesundheitsbehörde - „ungeeignet“ blieb damals auch ein führender Mitarbeiter des Wirtschaftsprüfungsunternehmens „Wibera“ auf der Bewerberstrecke. Eine im Nach

hinein besonders denk-und merkwürdige Entscheidung: Ausgerechnet die „Wibera“ wurde Jahre später mit einer Wirtschaftlichkeitsprüfung der Galla-Geschäftsführung beauftragt. Einer der verantwortlichen Prüfer damals: Gallas Mitbewerber aus dem Jahr 1975.

Sollte sich eines der Ausschußmitglieder vor der heutigen Vernehmung des Zeugen Brückner mal auf den Börsenhof -Dachboden bequemen - die Version vom einsam qualifizierten Kandidaten Galla bekäme wohl empfindliche Schwächen.

K.S.

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