Der Parlamentskuchen ist verteilt

■ Das vorläufige amtliche Ergebnis der Abgeordnetenhauswahl ist raus / WählerInnenrotation in den einzelnen Wahlkreisen CDU-SenatorInnen Kewenig, Laurien, Fink und Wittwer verloren ihre Direktmandate

Nun ist es vorläufig amtlich, das Ergebnis der Wahlen zum Abgeordnetenhaus. 1.532.780 BerlinerInnen hätten wählen können, 1.220.458 haben es getan. Gültig waren 1.200.411 Stimmen. Die CDU bleibt mit 37,8 Prozent die stärkste Partei. Sie erhielt allerdings die schlechtesten Ergebnisse seit 1967.

Die „Republikaner“, die mit Anhieb 7,5 Prozent der abgegebenen Stimmen erhielten, holten ihre WählerInnen vor allen Dingen aus den Bezirken Neukölln, Wedding und Reinickendorf. In einem Stimmbezirk in Gropiusstadt-Ost erhielten sie mit 125 von 1.002 Stimmen 21Prozent.

Die Wählerschaft der „Republikaner“, interpretierte das Statistische Landesamt, habe durchschnittlich einen niedrigen Bildungsstand. Erfolg habe die Partei bei einer Bevölkerung mit hohem Arbeiteranteil. Die absolute Verliererin der Wahl ist die FDP, die nicht mehr im Parlament vertreten sein wird. Sie scheiterte damit seit 1946 zum zweiten Mal an der Fünf-Prozent-Hürde (1958: 3,8 Prozent).

Die SPD legte nicht nur mit 4,9Prozent mehr Stimmen als 1985 erheblich zu, sondern konnte auch mit 39 die meisten Direktmandate erringen. Während vor vier Jahren die CDU in 69 von 71 Wahlkreisen jemanden direkt ins Rathaus Schöneberg schicken konnte, gelang es ihr diesmal nur in 32 Wahlkreisen. Ihre Direktmandate verloren die CDU-Senatoren Hanna-Renate Laurien, Ulf Fink, Georg Wittwer und Wilhelm Kewenig.

Elmar Pieroth, Volker Haasemer und Edmund Wronksi behielten ihre Mandate. Die AL, die insgesamt 12,1Prozent erhielt, entwickelt sich immer mehr zur Partei der InnenstadtbewohnerInnen. Sie gewann besonders Stimmen in Schöneberg, Tiergarten, Kreuzberg und Nord-Neukölln hinzu. Ihre Klientel findet sich dort, wo viele StudentInnen, Arbeitslose und Leute unter 35 Jahren wohnen.

Die Partei der NichtwählerInnen hat vier Prozent dazugewonnen. Sie schadete hauptsächlich der CDU. Die AL konnte dagegen in den Wahlkreisen mit niedriger Wahlbeteiligung ihren Stimmenanteil überproportional steigern.

Bezirkliche Unterschiede

ie Gunst der Wählerschaft ist bezirklich sehr unterschiedlich verteilt. Im allgemeinen ist das traditionelle Berliner Nord-Süd-Gefälle geblieben. Die SPD ist eher im Norden erfolgreich, während die CDU sich ihre Stimmen aus dem Süden holt. Die AL wird in der Innenstadt und die FDP eher in den Außenbezirken gewählt. Die „Republikaner“ erzielten besonders in den traditionellen SPD -Hochburgen hohe Gewinne.

Die CDU konnte nur noch in sechs Bezirken bei den Zweitstimmenanteilen die höchsten Prozente erzielen. Die meisten Stimmen erhielt sie in Zehlendorf, Tempelhof und Steglitz, die wenigsten Prozente in Kreuzberg und im Wedding. 1985 war sie mit ihrem schlechtesten Bezirksergebnis unter 40 Prozent in Kreuzberg immer noch vor der SPD und der AL stärkste Partei, während sie jetzt hinter die AL auf Platz drei abfiel.

Die Sozialdemokraten bekamen diesmal im einstmals roten Wedding die meisten Zweitstimmen (1985 war Spandau Spitzenreiter), dicht gefolgt von Spandau. Am wenigsten wurden sie von Zehlendorfern und Wilmersdorfern gewählt. In Kreuzberg hat etwa ein Drittel SPD gewählt. Sie hat damit sieben Prozent mehr als die AL.

Die Rangfolge der Bezirke mit den meisten AL-WählerInnen ist gleich geblieben. Die AL erzielt achtmal zweistellige Ergebnisse. In Kreuzberg wählten sie 27,6 Prozent. Es folgen Schöneberg, Tiergarten und Charlottenburg. In Spandau erhielt die AL 6,7 Prozent, in Reinickendorf 6,6 Prozent.

Die FDP erhielt in Kreuzberg lediglich 1,6 Prozent. Nur aus den Bezirken Zehlendorf, Wilmersdorf und Steglitz votierten mehr als 5 Prozent für die nun aus dem Parlament ausgeschiedene Partei.

Die „Republikaner“ bekamen nur in Zehlendorf weniger als fünf Prozent der Stimmen. Die meisten erhielten sie im Wedding (9,9 Prozent ) und in Neukölln (9,6 Prozent). In nur zwei von insgesamt 1.742 Stimmbezirken erhielten die „Republikaner“ keine Stimme.

RiHe