: Galinski bleibt Chef
■ Der „Liberal Jüdische Block“ verlor bei den Gemeindewahlen drei Sitze / „Demokratische Opposition“ erhielt knapp 28 Prozent der Stimmen / Sie hatte Galinski vor der Wahl kritisiert
Der seit 40 Jahren amtierende Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Heinz Galinski ist am Wochenende wieder zum Gemeindevorsitzenden gewählt worden. Der von ihm geführte „Liberale Jüdische Block“ erhielt eine Dreiviertelmehrheit von 72,2 Prozent und ist im neuen Parlament mit 15 von 18 Sitzen vertreten. Erstmals hatte sich die „Demokratische Opposition“ zur Wahl gestellt, die Galinski im Vorfeld der Wahlen wegen seiner Amtsführung kritisiert hatte. Deren Spitzenkandidat Arthur Süsskind ist nun mit zwei weiteren Vertretern der Liste im Gemeindeparlament vertreten. Die Demokratische Opposition erhielt 27,8 Prozent der Stimmen.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat gegenwärtig nach Angaben Galinskis rund 6.400 Mitglieder und ist damit die größte jüdische Gemeinschaft in der Bundesrepublik. 5.200 Juden waren stimmberechtigt. Am 31. Mai wählt das Parlament einen fünfköpfigen Vorstand.
Die Demokratische Opposition hatte im Gemeindewahlkampf „autoritäre Strukturen“ kritisiert, „die unsere Gemeindemitglieder in unerträglicher Weise bevormunden und gängeln und eine echte jüdische Atmosphäre durch äußere Repräsentation und bürokratischen Popanz“ ersetzt habe. Ferner kritisierte die Gruppe die „völlige Überbelegung“ der Kindertagesstätte der Gemeinde. Auch die Schule würde aus allen Nähten platzen. Vor Journalisten ging Galinski am Montag auf diese Forderungen ein. Als wichtige Aufgaben nannte er die Integration von Zuwanderern, den Bau einer neuen Schule, die Erweiterung der Kindertagesstätte und umfangreiche Umbauten des Gemeindehauses in der Fasanenstraße.
Jüdische Kulturtage
Die Jüdische Gemeinde richtet zum dritten Mal Kulturtage aus. Sie finden vom 21.Mai bis 1.Juni statt und sind jiddischen Traditionen gewidmet. Mit 25 Veranstaltungen soll in literarischen Lesungen, Konzerten, Vorträgen, Filmen, Kabarett, Theater und Tanz die aus dem von den Nationalsozialisten zerstörten osteuropäischen Judentum hervorgegangene Tradition in Erinnerung gebracht werden. Solisten und Ensembles aus Belgien, den Niederlanden, der Bundesrepublik Deutschland, der CSSR, Israel, den USA und der DDR werden Beispiele von Erhaltung und Weiterentwicklung jiddischer Ausdrucksformen vortragen.
taz/dpa
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