: Kläuschen T. droht Stromkonzern
■ Brief des Umweltministers an die Preußenelektra verlangt verbindliche Entscheidung zu Wackersdorf / Doch die Stromkonzerne haben ihre Entscheidung längst getroffen
Bonn (taz) - Umweltminister Klaus Töpfer verlangt bis zum 16. Mai von der Preußenelektra eine endgültige Entscheidung, ob sie Wackersdorf noch bauen will oder nicht. So steht es in einem Brief des Umweltministers an den Stromkonzern, der gestern durch die „Frankfurter Rundschau“ bekannt wurde. Doch der Brief, datiert vom 27. April, ist von der Entwicklung eingeholt worden. Die Entscheidung, die Töpfer „verbindlich und schriftlich“ einfordert, haben die Veba -Tochter und mit ihr maßgebliche andere Stromkonzerne bereits getroffen. Der Eindruck, daß Töpfer den vor Angst schlotternden Stromkonzernen die Pistole auf die Brust setzt, ist naiv. Andersherum: Die Stromer haben sich längst aus Wackersdorf verabschiedet und setzen ihrerseits die Politik unter Druck, diese Entscheidung nachzuvollziehen und zu flankieren.
Interessant sind Töpfers Forderungen, wenn auf Wackersdorf verzichtet und in La Hague aufgearbeitet werden soll. Für diesen Fall stellt der Umweltminister Bedingungen. Das (dann in La Hague) anfallende Plutonium dürfe nicht in staatliche Verwahrung genommen werden, schreibt der Minister. Staatliche Verwahrung impliziert Brisantes: Töpfer befürchtet offenbar, daß aufgearbeitetes Plutonium wieder im Hanauer Bunker landen könnte, wo bisher schon mehrere Tonnen des hochgefährlichen Bombenstoffes lagern. Dagegen fordert der Minister, daß der Stoff zu neuen Mischoxid -Brennelementen verarbeitet wird.
Die übrigen strahlenden Abfälle sollen erst dann in die BRD zurückgebracht werden dürfen, wenn dafür fertige Zwischenlager zur Verfügung stehen. Die Aufarbeitung im Ausland müsse auf „sicherheitstechnisch vergleichbarem Niveau“ stehen, wie in Wackersdorf.
Töpfer erinnert die Preußenelektra auch an Ent schädigungszahlungen für Bayern. Daran müßten sich die Stromkonzerne angemessen beteiligen, heißt es, ebenso am „Rückbau“ (!! Gemeint ist der Abriß) der Baustelle in Wackersdorf.
Manfred Kriener
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