: „Bißchen Uran“ geklaut
■ Mitarbeiter einer Reinigungsfirma entwendeten im Siemens-Brennelementewerk drei Uran-Tabletten
Frankfurt (taz) - Der Sicherheitsbeauftragte des südhessischen AKWs Biblis staunte nicht schlecht: Zwei Männer boten vor zehn Tagen der Betreibergesellschaft RWE ganze drei Uran-Tabletten (Pellets) zum Kauf an. Doch für nur drei Pellets hatten die Reaktorfahrer keine Verwendung, denn ihr Meiler braucht rund 12 Millionen dieser schwach angereicherten Uranscheibchen, um „kritisch“ zu werden. So rief der Sicherheitsbeauftragte die Polizei. Die nahm die zwei „Urandealer“ fest und gab die Pellets ihrem rechtmäßigen Eigentümer, dem Siemens-Brennelementewerk in Hanau (Ex -ALKEM), zurück.
Die Frage, wie die zwei Männer in den Besitz der strahlenden, aber nach Auskunft des hessischen Umweltministeriums „nicht akut gesundheitsgefährdenden“ Materials gekommen sind, beschäftigt jetzt die zuständige Staatsanwaltschaft in Darmstadt.
Fest steht bislang nur, daß die Urandiebe als Reinigungsarbeiter einer Fremdfirma „im Umkleidebereich“ (Siemens) der Hanauer Nuklearfirma tätig waren.
Wie sie die drei Pellets aus dem Kontrollbereich herausgeschafft haben, kann sich Siemens-Pressesprecher Rainer Jend dagegen nicht erklären, denn „normalerweise hätten die Kontrolldosimeter schon bei einer Uran-Tablette reagieren müssen“.
Im übrigen obliege die Aufklärung des Vorfalls alleine der Staatsanwaltschaft - und die will sich mit öffentlichen Stellungnahmen die Ermittlungsarbeit nicht gefährden.
Daß etwas faul ist, am Überwachungssystem der Brennelementefabrik der Weltfirma Siemens, glaubt dagegen jetzt auch das für die Überwachung der Firma zuständige Umweltministerium. Minister Weimar (CDU) hat angeordnet, daß die Personalüberwachung an den Zugängen zum Kontrollbereich umgehend „verdichtet“ werden müsse, bis geeignete elektronische Sicherheitseinrichtungen installiert seien.
Außerdem soll „durch weitere organisatorische Maßnahmen“ definitiv ausgeschlossen werden, daß in Zukunft „persönliche Gegenstände des Personals“ in den Kontrollbereich hinein bzw. wieder herausgenommen werden können.
Daß das Umweltministerium erst jetzt auf die „eklatanten Sicherheitsmängel“ im Siemens Brennelementewerk reagiere, halten die Umweltschützer von der Hanauer IUH für einen „Skandal“. Das mit sogenannten Teilgenehmigungen, die teilweise vom hessischen Verwaltungsgerichtshof für rechtswidrig erklärt wurden, arbeitende Brennelementewerk von Siemens hätte nach Auffassung der Umweltschützer - aber auch der Sozialdemokraten und Grünen im Landtag - längst stillgelegt werden müssen.
Klaus-Peter Klingelschmitt
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