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Hat AIDS eine Chance?

Diese Frage ist für uns, die Hämophilen (Bluter) seit November '89 zur Überlebensfrage geworden. Warum? Als Bluter sind wir von Geburt an auf menschliches Blutplasma angewiesen, da uns ein lebenswichtiger Gerinnungsfaktor fehlt. Bisher fühlten wir uns relativ sicher, war doch die Verbreitung des AIDS-Virus in unserem Lande sehr gering. Mit dem freien Reiseverkehr erhöhte sich für uns das Sterberisiko, da wir virusgeschützte Präparate (gewonnen aus menschlichem Blut) gespritzt bekommen. Dagegen wollen wir uns schützen!

Wie? Indem gesetzlich die Verfügbarkeit von virusinaktivierten Blutpräparaten in unserem Land gesichert wird. Dazu fordern wir:

1. daß bei uns noch gebräuchliches Kryopräzipitat nicht mehr zur klinischen Anwendung kommt, da es nicht virussicher ist. (In der BRD ist es seit 1986 laut gestzlicher Verordnung durch entsprechende Herstellungsverfahren AIDS-Sicher.)

2. Sofortmaßnahmen zur Bereitstellung von virussicheren Präparaten, Einmalspritzen und Schwänzelkanülen, die jedem Hämophilen in unserem Land jederzeit zur Verfügung stehen. Diese können nur durch unbürokratische, vorübergehenden Charakter tragende Regelungen zwischen den Regierungen der Bundesrepublik und der DDR gesichert werden.

Wir, die Berliner Initiativgruppe zur Bildung eines unabhängigen Hämophilenverbandes, wenden uns in Anbetracht der lebensbedrohlichen Situation der Hämophilen öffentlich an Betroffene und deren Angehörige, Ärzte, Mitarbeiter des Blutspende- und Transfusionswesens, von Hämophiliezentren sowie Verantwortliche im Ministerium für Gesundheits- und Sozialwesen. Besonders dringend benötigen wir einen Rechtsanwalt, der sich für unsere Rechtsansprüche einsetzt.Gebt uns die Chance zum Weiterleben!

Kontakttelefone: Berlin, Uwe Knaack, 5 59 90 97; Leipzig, Dr. Voerkel, 31 33 84.

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