: Fetting im Pressespiegel
■ Diese Ausstellung kann man nicht übersehen. „Der Flug, 1988“, im Lustgarten aufgestellt, weist schon von weitem den Weg zur Nationalgalerie, auf eine Schau, die noch bis zum 15. April im Stammhaus auf der Museumsinsel zu sehen ist.
Mit Rainer Fetting, dem in Westberlin und New York lebenden Maler, wird dem Kunstinteressierten in Ost und West ein Künstler vorgestellt, der - trotz seiner künstlerischen Qualität - bisher weder in der Bundesrepublik noch in Westberlin 'seine‘ große Ausstellung hatte. Jetzt werden Arbeiten aus seinem Gesamtschaffen vorgestellt, darunter frühe völlig unbekannte und neueste aus der letzten Zeit aus dem New Yorker Atelier.
Die Ausstellung paßt in kein Schema. Die Umbruchzeit provozierte Kreativität und überwand alle früher aufgetürmten politischen und bürokratischen Hemmnisse. Ebenso ließ sie ein Abgleiten in übliche Routine, die das Ausstellungmachen oft zu gepflegter Langeweile entarten ließ, überhaupt nicht zu.
An dieser Stelle sollen andere zu Wort kommen, die aus ihrer Sicht zum Ausstellungsbesuch anzuregen.
„Vergleichsweise leicht sieht man bei den Berlinern, woran man ist. Rainer Fetting, 32, ist ein Star jener Aktionsgruppe, die sich von 1977 an mit ihrer Selbsthilfe -„Galerie am Moritzplatz“ ein Entree verschaffte. Mit seiner Gemäldeserie „Van Gogh und Mauer“ beschwört er zugleich die Kunsttradition und den Genius Loci. Nur ist damit weniger ein Statement zum Ost-West Konflikt gemeint und vielmehr die Erfahrung der Mauer als phantastisches „Environment“: 'Man steht davor und wundert sich‘.„
(aus: „Sturmflut der Bilder“, Jürgen Hohmeyer, Der Spiegel, 31.5.82)
„Nicht reden, aber Farbe bekennen. Rainer Fetting, Maler in Berlin und New York, mißtraut den Worten. Doch er vertraut der Sprache seiner Bilder. Denn die ist unmißverständlich.„
(aus: PAN, Mai 1987)
„Wie immer bei Fetting, dieser außergewöhnliche Fluß der Farbe. Er spielt damit wie Paganini, mit einer bemerkenswerten Palette farblicher Stofflichkeiten. Fettings virtuose Meisterschaft reicht vom aktiven zum passiven Extrem der Maltechnik. Manchmal ist seine Farbe weich, sogar seidig, von fast weiblicher Grazie; häufig ist sie abrupt und hyperaktiv, dringend und phallisch. Ob die Bildoberflächen explosiv oder zart sind, Fettings Bilder sind in einer erstaunlichen Ungezwungenheit pure Sinnlichkeit.„
(aus: Donald Kuspit, Rainer Fetting's New Yorker Bilder, im Katalog zur Ausstellung Nationalgalerie Berlin/DDR, März 1990)
„Die Bilder - gerade in dieser konsequenten und dichten (nicht gedrängten) Ausstellung - sind ein Überfall. Sie sind unübersehbar. Weder ihre Größe erlaubt ein Ausweichen noch ihr sinnlich geladener Realitätsgehalt. Die Bilder sind direkt. Sie sind das, was sie sind: Einsehbare Malarbeiten, Kunstwerke, die Metaphysik, geheimnisvolle Anspielungen, Verrätselungen nicht kennen. Die Fülle des Dargestellten, der Sog wechselnder Stimmung rühren Wissen, Seh-Erfahrung auf, die jeder erfahren, jeder geträumt haben kann.„
(aus: Hermann Wiesler, Entschlossenes Lebensgefühl. Wie Rainer Fetting Zeit und Gegenwart ins Bild bringt, Ausstellungskatalog Nationalgalerie Berlin /DDR 1990).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen