: Jünger, bunter und Frauenpower
Sie wird nicht zu übersehen sein, die Fraktion der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) in der neuen Volkskammer. Ihren Standort hat sie auch schon ausgemacht: „Was wollen Sie denn in der linken Ecke?“ rief der neue Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi den Kollegen von der SPD zu.
Der eloquente und brillant argumentierende Parteivorsitzende führt eine Mannschaft, die wenig an vergangene SED-Zeiten erinnert. Eher fallen einem da schon Vergleiche zur grünen Bundestagsfraktion ein. „Den Schwachen eine starke Opposition“, versprach die Partei im Wahlkampf und setzt mit Ilja Seifert ein Zeichen, das auch den Organisatoren des Hohen Hauses neue Lösungen abfordert: Er ist der erste Rollstuhlfahrer in der 40jährigen Parlamentsgeschichte.
Schon in der frühen Phase der Wandlung der SED in eine „Partei des dritten Weges“ brachte der frischgewählte Vorsitzende Gysi das Thema Quotierung in die Diskussion. Seine Fraktion beweist, daß er mit seiner Idee weitergekommen ist als das eher zurückhaltende Echo damals vermuten ließ: 26 der 66 Abgeordneten sind Frauen. Auch ein Anteil von über 50 promovierten PDS-Parlamentariern läßt darauf schließen, daß die Absage an die „Klassenpartei“ durchaus den Realitäten entspricht. Der Schriftsteller Jurij Gross hat sich einen Namen im Kampf gegen die Zerstörung der Natur durch die Braunkohleindustrie gemacht und gehört darüber hinaus auch noch der einzigen nationalen Minderheit, den Sorben, an.
Die Traditionen des Antifaschismus verkörpert Käte Niederkirchner schon mit ihrem Namen: Ihre Mutter Katja ist eine der bekanntesten Widerstandskämpferinnen und Namensgeberin für unzählige Schulen und Kindergärten im ganzen Land. Ebenfalls vom Namen her ersichtlich ist die neue Tradition der Partei: mit Rosemarie Heise-Schirdewan, Tochter des 1958 wegen seiner Opposition zu Walter Ulbricht geschaßten SED-Politbüromitglieds Karl Schirdewan, der ins Potsdamer Staatsarchiv verschwinden mußte.
bah
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen