: Saisonvorschau 90/91 im Waldau-Theater
■ Neue Stühle - Tietze geht
Auf einer Pressekonferenz gab die Leitung des Ernst-Waldau -Theaters in Walle am Donnerstag einen Überblick über den Spielplan für die kommende Saison, über die wirtschaftliche und künstlerische Situation des Theaters und weitere Pläne. Das Feuerwerk
Eröffnet wird die Saison nach der Sommerpause nicht nur mit dem Musikal „Das Feuerwerk“ von Charell und Amstein, sondern auch mit neuem Gestühl aus Mitteln der Bürgerpark-Tombola, in Zukunft braucht man nicht mehr für Nachzügler aufzustehn.
Die Durststrecke des Theaters nach der Umorientierung vor drei Jahren, so die Chefin Ingrid Waldau-Andersen, ist überwunden. Ein Teil der alten Abonnenten hatte es übelgenommen, daß nicht mehr ausschließlich plattdeutsche Schwänke, sondern auch modernes, anspruchsvolles, zum Teil hochdeutsches und experimentelles Theater gespielt wird, um auch neue und junge Publikumsschichten anzusprechen. Die kommen natürlich nicht gleich mit dem Tag der Umstellung, aber nun sind sie da. Die durchschnittliche Auslastung ist zufriedenstellend, die „Schnupperabos“ (für 3 bzw. 4 Premieren) sind ausverkauft.
Zehn Inszenierungen in der Saison sind eine Menge Arbeit. Davon sind zwei Stücke auf Hochdeutsch und - ein Leckerbissen zum 150. Geburtstag von Agatha Christie: erstmals auf Platt - ein Krimi: „Mord in't Pastorenhuus.“ Die meisten Stücke sind Übersetzungen aus dem Hochdeutschen, lediglich ein Stück des in Hamburg lebenden Autors Ingo Sax ist original plattdeutsch: „Blifft allens in de Familie.“ Zu Weihnachten gibt es die Fortsetzung vom vorigen Jahr: „Jim Knopf und die Wilde 13“ sowie das Märchen „Dornröschen.“ Der „Blaue Montag“
Das Studiotheater im Keller (tik) soll zwei neue Stücke inszenieren: „Der Kuß der Spinnenfrau“ von Manuel Puig sowie „Endspiel“ von Beckett. Auch der inzwischen traditionelle, fast stets ausverkaufte „Blaue Montag“ im tik bietet drei neue Programme an: „Ein Keller voll Hollywood“ (Oktober/November) , „Pauker und Pennäler“ (Dezember/Januar) und „Berliner Schnauze / Molle und Bouletten“ (Februar April). Es handelt sich um Liederabende in Kaffeehausatmosphäre, mit Essen und Trinken. Regisseur geht
So erfreulich die vielfältigen Aktivitäten sind, so finster ist die finanzielle Situation, was zum Teil auch personelle Veränderungen zur Folge hat. So verläßt Regisseur Gunther Tietze aus finanziellen Gründen das Theater, der neue Verwaltungsleiter ist eine Leoterin: Gerda Kniefs, schon jahrelang in der Arbeit an diesem Theater engagiert, und Bühnenbildner Wolfgang Kleinpeter findet als Nachfolger Rohland Wehner. Über eine bessere Unterstützung des Theaters durch die Stadt sollen am 19.4. Verhandlungen beginnen. Man ist gespannt auf die position des neuen Senators Henning Scherf. Berni Kel
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