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Nächtlicher Brand im Junkie-Bunker

■ Kabelbrand: Lüftung blies Qualm in Schlafsäle / AK-Drogen-MitarbeiterInnen bargen die Junkies

Beißende weiße Rauchschwaden strömten in der Nacht zum Donnerstag ausgerechnet durch die Belüftungsanlage des Bunkers an der Delmestraße — geradewegs in die Beton-Schlafräume. Dort lagen in den Pritschenbetten 23 obdachlose Drogenabhängige, für die die Sozialbehörde zum ersten Mal die schweren Bunkertüren hatte öffnen lassen.

Ursache des Qualms: ein Schwelbrand in den Elektrokabeln zur Heizung. Es gab einen glücklichen Zufall: Außer der üblichen Nachtschicht-Besetzung von vier Personen waren drei weitere MitarbeiterInnen des betreuenden Vereins 'AK Drogen' in dieser ersten Nacht zur Stelle. Der Raum mit dem Telefon war so verqualmt, daß Feuerwehr und Polizei von einer Zelle aus angerufen werden mußten. Die Lautsprecheranlage konnte niemand bedienen.

Die sieben AK-Drogen-MitarbeiterInnen holten sofort die Junkies aus den Betten, brachten sie nach draußen, holten tief Luft und gingen zurück in die verqualmten Säle, wo man zuletzt die Hand vor Augen nicht mehr sah. Tränende, brennende Augen, Halsschmerzen, Lungenstechen bei BetreuerInnen und Junkies. Eine paradoxe Situation: Während einige Junkies (“Die wollen uns hier ausräuchern!“) sofort in Panik durch die einzige Tür ins Freie flohen, weigerten sich etliche von ihnen, das endlich eroberte Bett zu verlassen und wieder in die kalte Nacht zu gehen. Sie klammerten sich an die Betten, einige rollten „ihre“ Matratze mit Bettzeug zusammen und nahmen sie mit nach draußen.

Feuerwehr mit Gasmasken, Polizei und Notarzt trafen ein, die Lüftung wurde ab-und dann mit frischer Luft wieder angeschaltet. Nach einer guten Stunde ging man wieder hinein, es stank zwar noch, war aber wenigstens warm. Ein Drogenabhängiger mußte mit Rauchvergiftung in die Klinik gebracht werden, einige wurden ambulant behandelt. Die anderen beschrieben ihre gesundheitlichen Folgen „wie nach Tränengas“.

Auf der nächtlichen Straße vor dem Bunker sammelten sich derweil empörte AnwohnerInnen, die „diese Leute“ nicht in ihrer Straße sehen wollen. Eine Anwohnerversammlung ist bereits angesetzt. Einer rief: „Wie kann man den Betreuern solche Monster zumuten!“

Die alarmierte Sozialsenatorin Sabine Uhl war noch in der Nacht sofort zum Bunker gefahren und redete mit Junkies, MitarbeiterInnen und auch mit den AnwohnerInnen. „Bei den Junkies hat sie den richtigen Ton getroffen, die waren zuerst total sauer, und am Schluß hat ihr sogar einer die Hand geküßt und sich bedankt“, erzählte ein Beobachter eher überrascht. Uhl versprach den NachbarInnen, ab Montag andere Notquartiere zu organisieren.

Am Morgen danach überwog bei den Junkies die Erleichterung (vgl. Gastkommentare oben). Ein Schluck Kaffee und die wenigen Brötchen waren sofort verputzt; vorsorglich und sparsam hatte die Innere Mission für die Verpflegung nur mit 10 Junkies gerechnet, tatsächlich erschienen waren 27. Die größte Sorge der Junkies: daß sie nun auch ihren Bunker verlieren — wo es doch „richtige Betten“ gab und warme Duschen. Bis Montag konnte der AK Drogen die Betreuung zusagen.

Eigentlich hatte die Sozialbehörde gefunden, daß zwei Betreuer pro Schicht reichen. „Wir feilschen nicht, wir gehen“, hatte AK-Mitarbeiter Oppermann darauf angeboten. Da gab es dann doch vier: ein glücklicher Zufall. Susanne Paas

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