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Wenn der schützende Staat für Homos kämpft

■ Die nüchterne Jahresbilanz des »Referats für gleichgeschlechtliche Lebensweisen«/ Homo-Familie?

Berlin. Ein Jahr existiert nun die bundesweit erste und einzige schwul-lesbische Behörde. Anlaß genug für Frauensenatorin Klein und die vier MitarbeiterInnen des gleichgeschlechtlichen Referats, am Mittwoch abend mit etwa 60 bewegten Schwulen und Lesben zu diskutieren. Doch die in der Abteilung »Familienpolitik« angesiedelten »Homo-Beamten« hatten so schrecklich viel nicht zu bieten: eine Großveranstaltung zu »Gewalt gegen Schwule«, Vorstellungstouren durch die Alt- BRD, Beratung in Diskriminierungsfällen, Weiterbildung für heterosexuelle PädagogInnen und Verwaltungsmenschen, Faltblätter und neuerdings auch Plakate. Und dann ist da natürlich noch die Federführung bei der finanziellen Förderung von etwa 15 Projekten der Lesben- und Schwulenbewegung.

Es liegt sicher auch an schlechten Ausgangsbedingungen, daß das Referat in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Schließlich hat es bislang nur vier Stellen und kein Recht, im Alleingang an die Öffentlichkeit zu gehen. Aber von der AL, die das Referat in den rot-grünen Koalitionsverhandlungen pushte, wurden die mangelnde Tatkraft und die fehlende Außenpräsenz des Referats inzwischen durch die blanke Tat kritisiert. Auf Antrag der Alternativen wurden die Gelder der Homo- Behörde aus dem Haushalt 91 basisnäher umgeschichtet. Die Mittel für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen wurden um die Hälfte gekürzt, die Mittel für die Förderung von Projekten und Selbsthilfegruppen fast verdoppelt.

Die Diskussion am Mittwoch wurde nur an einem Punkt spannend: Lauthals regten sich einige Lesben und Schwulen über die vom Referat postulierte »Erweiterung des Familienbegriffs« auf, »indem alle Lebensgemeinschaften, auch die gleichgeschlechtlichen, unter den Schutz des Staates gestellt werden«. Den Schutz dieses Staates wolle man nicht und auch nicht den Begriff Familie für sich selbst. kotte

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