: Gorleben-„Schmiergeld“
■ Grüner will „äußerst ungewöhnliche Darlehen“ aufklären
Gemeinden im Raum Gorleben, die seit Jahren sogenannte “Ausgleichsmittel“ von dort ansässigen Betreibern atomarer Anlagen erhalten, haben möglicherweise gegen das Haushaltsrecht verstoßen, erklärte der grüne Landtagsabgeordnete Johannes Kempmann. Er will mit einer Anfrage von der Landesregierung Auskunft über die Rechtsgrundlage und die Verwendung der „Gorleben-Gelder“ erhalten.
Bereits seit Ende der Siebziger Jahre fließen Steuergelder aus Bonn über den Landeshaushalt in den Landkreis Lüchow-Dannenberg. Zusätzlich haben der Landkreis und einzelne Gemeinden in der Nähe der Atomanlagen besondere Vereinbarungen mit den Betreibern über einmalige und jährliche Zahlungen getroffen. Dies ist seit Jahren von Gegnern der Anlagen als „Schmiergeld“ bewertet worden, mit dem die Zustimmung der Gemeinden zum Bau der Zwischenlager und des Endlager-Erkundungsbergwerks erreicht werden sollte.
„Es ist bedenklich, daß einzelne Gemeinden die Gorleben- Gelder offenbar nicht ordnungsgemäß in ihren Haushalten verbucht haben, um als arme Kommunen zusätzlich Bedarfszuweisungen vom Land zu bekommen“, sagte Kempmann. Er verlangt eine kommunalaufsichtliche Prüfung des Kreditvertrags zwischen der Gemeinde Gorleben und der Brennelementlagergesellschaft Gorleben (BLG).
Das der Gemeinde gewährte zinslose Darlehen von 1,25 Millionen Mark war erst kürzlich von der Lüneburger Bezirksregierung als „äußerst ungewöhnlich“ gezeichnet worden, weil der Kredit unbefristet und zinslos ist. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen