piwik no script img

Für „Toleranzgebiet in Szenenähe“

■ Ablehnung des „Ütrechter Modells“ gefährdet Arbeit mit Prostituierten

Bremer Frauengruppen halten es „weder drogenpolitisch noch frauenpolitisch“ für nachvollziehbar, daß die Senatorin für Soziales und Gesundheit, Irmgard Gaertner, sich gegen die Einrichtung eines geschützten Drogenstrichs nach dem „Utrechter Modell“ ausgesprochen hat. In einem gemeinsamen Brief an die Senatorin schreiben sie, der Senat mache sich zum „Zuhälter Nr.1“, wenn der Innensenator wie geplant die Sperrgebietsverordnung in der Friesenstraße mit Hilfe der Polizei durchsetze und die Frauen zwinge, in ein abgelegenes Gebiet auszuweichen. Dort seien die Frauen der Gewalt durch Freier schutzlos ausgeliefert. „Ein Teil unserer Arbeit wird uns damit zunichte gemacht“, klagt Sabine Michaelis von der Kommunalen Drogenpolitik, die in der Schmidtstraße am „gesundheitsfördernden Nachtangebot für Prostituierte“ mitarbeitet. Das Projekt ermutigte Frauen, die von Freiern vergewaltigt worden waren, Anzeige zu erstatten, um die Gewalt durch Freier zu reduzieren. Mit einem „unsicheren Platz in der Wallachei“ werde die Gewalt jedoch nicht ab-, sondern zunehmen, fürchtet Sabine Michaelis. Sie könne sich nicht vorstellen, daß ein solcher Platz von den Frauen angenommen werde. Die Folge: Die Frauen stehen weiter in der Friesenstraße und müssen, wenn sie von der Polizei aufgegriffen werden, Bußgeld zahlen.

In ihrem Brief fordern die Bremer Frauengruppen, ein Toleranzgebiet „in Szenenähe“ zu benennen, in dem die Sprerrgebietsverordnung aufgehoben werden soll. Zusätzlich müßten dort eine Anlaufstelle für die Frauen und Parkboxen für die Geschäfte zwischen Freiern und Prostituierten eingerichtet werden. In Utrecht, wo dieses Modell seit sechs Jahren praktiziert werde, habe die Gewalt gegen Frauen auf dem Drogenstrich abgenommen, erläutert Sabine Michaelis. In Bremen sei das Modell aber „politisch nicht gewollt“. dr

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen