Mieten seit 1987 verdreifacht

■ MieterGemeinschaft legt Studie über West-Markt vor/ Ausgewertet wurden Immobilienanzeigen/ Kaltmieten über 23 Mark pro Quadratmeter

Berlin. Die Mieten in West-Berlin haben sich in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht. Das geht aus einer Studie der Berliner MieterGemeinschaft hervor, die der Verein gestern vorstellte. Die Organisation fordert daher den sofortigen Neubau und den Erhalt erschwinglicher Wohnungen. Eindringlich warnt die Gemeinschaft auch vor einer weiteren drastischen Anhebung des Mietniveaus im Osten und im Umland. »Dies würde unweigerlich auf das gesamte Berliner Mietniveau durchschlagen und damit die Wohnungsnot weiter verschärfen«, sagte Pressesprecher Gerhard Heß.

»Es fehlen preiswerte, familiengerechte Wohnungen — teure Wohnungen für Großverdiener gibt es genug«, faßte Heß das Ergebnis der Studie zusammen. Anhand der Immobilienanzeigen in den Sonntagsausgaben der 'Berliner Morgenpost‘ hatte die Organisation untersucht, mit welchen Mietforderungen Wohnungssuchende heute auf dem freien Markt konfrontiert werden. 2.000 Zeitungsanzeigen hatten die Mietarbeiter der Mietergemeinschaft im Februar ausgewertet.

»Wer in West-Berlin über Zeitungsanzeigen eine Wohnung sucht, muß mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 23,37 Mark pro Quadratmeter rechnen«, so Heß. Das sei ein Anstieg um ein Drittel seit 1990 und eine Verdreifachung der Miethöhe seit 1987. Als Durchschnittspreis für frei angebotene Ost-Berliner Wohnungen ermittelte die MieterGemeinschaft 16,85 Mark.

Insgesamt sei die Zahl der Wohnungsangebote deutlich gestiegen. 1.997 inserierten Wohnungen im Februar 1992 stünden 711 Wohnungen im Vergleichsmonat des Jahres 1990 gegenüber, so die Studie. »Von den 1.997 lagen lediglich 70 Wohnungen unter zehn Mark Kaltmiete, nur 44 waren Sozialwohnungen«, erläuterte Heß. An alle Berliner appellierte er, ihre Altbauwohnungen zu halten. Dies sei nach Abschaffung der Kappungsgrenze die einzige Möglichkeit, um eine noch stärkere Mietpreisinflation zu verhindern.

Heß bezeichnete die oft gehörte Behauptung, durch den Bau neuer Wohnungen zu Marktpreisen würden billigere frei als »blauäugig«. Auch für freiwerdende Wohnungen würden die Hausbesitzer nehmen, was der Markt hergebe. dpa/taz