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Frauenarbeit boykottiert?

■ Kurz vor der Frauenwoche: Veranstalterinnen sehen sich behördlich mißachtet

Die „Bremer Frauenwoche“ hätte eigentlich ein Jubiläum zu feiern. Zum zehnten Mal lädt sie alle Frauen zu einem umfassenden Bildungs- und Unterhaltungsprogramm ein: vom 6. bis zum 11. September.

Den Frauen der Vorbereitungsgruppe aber ist alles andere als festlich zumute. Wenn auch die Finanzierung der aktuellen Veranstaltungen durch Behörden und Initiativengelder einigermaßen gesichert ist, die kontinuierliche Arbeit vom „Bremer Frauenwoche e.V.“ ist es nicht. Von ursprünglich sechs ABM-Stellen fallen drei ganz weg, eine läuft im Januar 1993 aus. Zwei weitere, die von den beiden Senatsressorts Kultur und Arbeit/Frauen zugebilligt worden sind, hängen in der Luft, weil die Bundesanstalt für Arbeit die ABM-Gelder jetzt bundesweit gestoppt hat.

Vier der fünf Vorbereitungsfrauen sind seit acht Tagen erwerbslos — zwei Wochen vor Beginn der Frauenwoche. „Diese Situation ist eine Katastrophe für uns“, erklärt Olga Prunk aus der Vorbereitungsgruppe, „und daß sie so entstehen konnte, ist eine Schweinerei.“ Ebenso wie ihre Kolleginnen Rose Baaba Folson, Elke Jank, Gundula Oerter und Susanne Sternberg sieht Olga Prunk in dem behördlichen Umgang mit der Bremer Frauenwoche einen Boykott engagierter feministischer und antirassistischer Frauenarbeit.

Zwar sind ihnen aus dem Projekte-Notprogramm der Kulturbehörde 40.000 Mark zugesagt worden, aber: „Auch die ABM- Stellen waren eine scheinbar feste Zusage, und trotzdem fühlt sich niemand aus den Behörden aufgerufen, die Blockierung aus Nürnberg aufzufangen. Wer sagt uns, daß wir die 40.000 Mark wirklich bekommen?“

Kultur und Arbeitsressort allerdings weisen die Vorwürfe des Frauenwochen-Vereins entschieden zurück. Die Frauenwoche werde begrüßt und unterstützt. „Die Sperrung der Nürnberger Gelder kam auch für uns aus heiterem Himmel und zerstört unsere Politik“, so Jörg Henschen, Sprecher des Arbeitsressorts. Die Sprecherin der Kulturbehörde Barbara Loer sagt, daß die versprochenen 40.000 Mark sicher seien, denn „wir haben überhaupt nur die Frauenwoche in das Notprogramm eingebracht.“

Das läßt die Frauen der Vorbereitungsgruppe kalt. „Wir müssen die gesperrten ABM-Stellen vorfinanzieren, damit sie ab 1993 weitergetragen werden“, so Olga Prunk. „Dafür haben wir aber kein Geld. Und für die 40.000 Mark gibt es keine schriftliche Zusage, weil der Haushaltsausschuß der Bürgerschaft erst am kommenden Wochenende tagt. Bis dahin müßten wir aber schon über das Problem der Vorfinanzierung entschieden haben. Diese Terminüberschneidung ist kein Zufall. Unsere Frauenarbeit wird mißachtet und scheint inhaltlich unerwünscht.“ Cornelia Kurth

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