: Nationale Liste erstellt Antifa-Steckbrief
■ Neofaschisten wollen aktiv gegen die Antifa vorgehen / Hamburger Verfassungsschutzchhef sieht Gefahr der Eskalation
/ Hamburger Verfassungsschutzchef sieht Gefahr der Eskalation
Die neofaschistische Nationale Liste (NL) um Thomas Wulff und das Faschistenpärchen Christian und Ursula Worch blasen offensichtlich zur Mobilmachung gegen die Hamburger antifaschistische Szene (Antifa): In der neuesten Ausgabe der Zeitschrift „Index“ listet die NL nicht nur diverse Treffpunkte der Hamburger Linken auf, sondern fordert ihre Anhängerschaft auf, den Spieß der vergangenen Jahre umzudrehen und auf Antifa-Proteste mit „Anti-Antifa-Aktionen“ zu reagieren.
Die Bilder von den rechtsradikalen Krawallen in Rostock, bei denen nach taz-Informationen die Hamburger NL kräftig mitgemischt hat, haben viele Menschen entsetzt. taz-Reporterin Bascha Mika beobachtete während des Überfalls auf das Flüchtlingsheim, wie aus einem Hamburger Auto, das offensichtlich Christian Worch gehört, der Mob via Funkgeräte dirigiert wurde. Bereits eine Woche zuvor war die Hamburger NL als Ordnertruppe bei dem verbotenen Aufmarsch zum Todestag von Hitlerstellvertreter Rudolf Heß bei Wunsiedel aktiv gewesen.
Nunmehr scheinen die militanten Neofaschisten auch in der Elbmetropole Randale initiieren zu wollen. Neben dem ausführlichen Artikel über eine Neonazi-Gegendemonstration zu einer Antifaschistichen Kundgebung in Meschede widmet sich der „Index“ in seiner „Schwerpunktausgabe“ dem Thema „Antifa“. Auf sieben Seiten werden Hamburger Häuserprojekte, Stadtteiltreffs und Buchläden aufgelistet (von Brakula, No Pasaran, Libertäres Zentrum, Chemnitzstraße, Klausstraße, Rote Flora, über Café und Buch, Schanzenblitz zum Schwarzmarkt). Es wird genau geschildert, welche Gruppe sich wann, wie und wo und zu welchem Themenbereich trifft, wer Ansprechpartner ist. „Index“: „Wir wollen einen Überblick geben, wie viele linke Objekte und Institutionen es gibt, wie weit verzweigt ihr Netz an Kommunikation, Koordination und Kooperation ist.“
Während die Polizei keine Bewertung zum neuen „Index“ abgeben konnte, weil ihr das Blatt noch nicht vorliegt, tat Hamburgs Verfassungsschutzchef Ernst Uhrlau so,als ob er etwas wüßte, wenngleich er sich gegenüber der taz sehr wortkarg gab. „Wir bewerten das.“ Auf Nachfrage: „Das ist der Ausdruck eines Prozeßcharakters.“ Während früher die Linke oftmals Neonazis ausspioniert hätten, würde eben jetzt auch die „rechte Szene“ dazu übergehen, so Uhrlau, „linksextreme Projekte auszuspionieren und aufzulisten.“ Obwohl Uhrlau derzeit keine Anhaltspunkte für eine aktuelle Konfrontation sieht, warnte er dennoch: „Ich
1habe schon im Mai die Befürchtung geäußert, daß sich die Auseinandersetzungen zwischen der militanten Linken und militanten Rechten verschärfen werden.“ Peter Müller
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