: Der Fall Blankenburg: Daten und Zahlen
Der Fall Blankenburg: Daten und Zahlen
1980: Bremen beschließt, im Rahmen eines Modellprogramms der SPD-Bundesregierung die Anstalt Kloster Blankenburg aufzulösen. Noch befinden sich dort 300 bremische „Unheilbare“. Durchschnittsalter: über 50; durchschnittliche Verweildauer: 17 Jahre.
1982: Die zur „Enthospitalisierung“ nach Blankenburg eingeflogenen Psychiater nehmen ihre Arbeit derart ernst, daß den Behörden flau wird. Um die Psychiater herum gründet sich die „Initiative...“ und beginnt mit der Heimholung der Ausquartierten: in Bremen werden die ersten betreuten Wohngemeinschaften aufgebaut, wo die ehemals Unverbesserlichen möglichst selbständig leben können.
1985: Das Modellprogramm ist ausgelaufen. Das Gerangel mit Behörden und Kliniken wird zermürbend. Andere freie Träger bieten jetzt ebenfalls eine ambulante Versorgung im Rahmen der Sozialpsychiatrie, sind aber eher geneigt, den Einschränkungen der bremischen Behörden zu willfahren. Um die „Depression nach vorne zu richten“, zieht von Blankenburg aus die „Blaue Karawane“ aus ehemaligen Blankenburgern, aus Künstlern und Betreuern nach Triest und wieder nach Bremen zurück: In Triest hatte in den Siebzigern die Auflösung aller psychiatrischen Anstalten Italiens ihren Anfang genommen. Bei den Vorbereitungen zur Karawane entsteht fast wie von ungefähr das einzigartige „Blaumeier-Atelier für Kunst und Psychiatrie“.
1988: Trotz aller Querelen: Blankenburg ist jetzt vollständig und sogar vorfristig aufgelöst. Die Stadtgemeinde Bremen selber hatte auf Beschleunigunggedrängt. Immerhin versprach die ambulante Betreuung eine erkleckliche Senkung der Kosten für die Sozialämter. Die Pflegesätze im Betreuten Wohnen liegen erheblich niedriger als die im Heim- und Anstaltsbereich.
1992: In Bremen leben rund 180 Menschen im Betreuten Wohnen, 109 davon betreut die „Initiative...“ in Wohngemeinschaften und Einzelwohnungen. Gut die Hälfte sind ehemalige Blankenburger. schak
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen